3. April 2020
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VNG wächst mit grünem Gas
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BILANZ.  Die Leipziger VNG AG hat im letzten Jahr in allen Geschäftsbereichen positive Ergebnisse erzielt und sieht sich gut aufgestellt für künftige Aufgaben.
Gefestigt durch ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 sieht sich das Leipziger Gasunternehmen VNG AG stark gefordert durch Corona. Die Folgen der Pandemie seien zwar derzeit noch nicht seriös abzuschätzen, sagte VNG-Vorstandschef Ulf Heitmüller bei der telefonischen Bilanzpressekonferenz des Unternehmens am 2. April.
// VON Peter Focht  MEHR...

Doch er gehe davon aus, „dass auch wir nicht vorhersehbare und möglicherweise erschwerte Bedingungen in vielerlei Hinsicht vorfinden werden“ und dass es zu „Verschiebungen in allen Bereichen“ kommen werde. Punktuell negative wirtschaftliche Effekte seien nicht auszuschließen.

VNG habe sich schon sehr frühzeitig auf eine Krisensituation vorbereitet, eine Taskforce eingerichtet, Notfallpläne aktiviert und Mitarbeiter, die aus dem Urlaub zurückkamen, noch einmal für zwei Wochen nach Hause geschickt. „Wir sind bei VNG praktisch noch Corona-freie Zone“, so der Unternehmenschef.
 
Die Versorgung mit Gas und Strom sei trotz Corona gesichert, bekräftigt Vorstandschef Ulf Heitmüller
Bild: VNG/Eric Kemnitz

Von der Gesamtbelegschaft (1.155 Beschäftigte) arbeiteten derzeit etwa 80 % vorsorglich im Home Office, darunter auch der gesamte Trading-Floor mit rund 50 Mitarbeitern. Die in den vergangenen Jahren vorangetriebene „digitale Transformation“ des Unternehmens habe sich damit schon bewährt, ergänzte Finanzvorstand Bodo Rodestock.

Das Positive, das dieser Situation abgewonnen werden könne, sei „die Erkenntnis, dass die Versorgungssicherheit mit Gas und Strom hierzulande auch in Zeiten einer solchen Krise nicht gefährdet ist“, so Heitmüller.

Mit dem Geschäftsjahr 2019 zeigte sich die Unternehmensführung zufrieden. „Die Bilanz liest sich außerordentlich gut“, sagte Heitmüller. Alle Ziele seien erreicht und übertroffen worden. Das Jahresergebnis sei zum vierten Mal in Folge positiv ausgefallen. Sämtliche Geschäftsbereiche − Transport, Handel und Vertrieb sowie Speicher − hätten erfolgreich gearbeitet.

Rodestock bezifferte den VNG-Jahresüberschuss 2019 auf 117 Mio. Euro (2018: 142 Mio. Euro). Dabei sei zu berücksichtigen, dass der Vorjahresgewinn stark durch den Verkauf des Explorations- und Produktionsgeschäfts geprägt worden sei. Die VNG-Umsatzerlöse lagen mit 10,5 Mrd. Euro leicht über dem Vorjahreswert von 10 Mrd. Euro.

Transporttochter Ontras mit positivem Ergebnis

Im Geschäftsbereich Transport steuerten Ontras und ihre Tochterunternehmen erneut einen positiven Beitrag zum Gesamtergebnis bei. Dabei werde nicht zuletzt auch daran gedacht, die Infrastruktur künftig auch für den Transport von Wasserstoff nutzbar zu machen. „Hier betreibt Ontras wichtige Grundlagenarbeit“, sagte Infrastruktur-Vorstand Hans-Joachim Polk.

Der VNG Gasspeicher GmbH sei es gelungen, das günstige Marktumfeld zu nutzen und mit „gesteigerter Kostendisziplin“ und einem guten Händchen bei der Vermarktung erstmals nach längerer Zeit wieder einen Gewinn zu erwirtschaften, führte Rodestock aus. Zum Erfolg beigetragen habe, dass die Kapazitäten des neuen Erdgasspeichers im niedersächsischen Jemgum ab April 2019 erstmals vermarktet werden konnten.

Die Geschäftseinheit Handel & Vertrieb der VNG habe 2019 rund 516 Mrd. kWh Erdgas abgesetzt – 11 % mehr als im Vorjahr (463 Mrd. kWh) – und das Geschäftsjahr mit einem Gewinn beendet.

Mit 519 Mrd. kWh bezog VNG eine deutlich größere Menge Erdgas als im Vorjahr (469 Mrd. kWh). Der Hauptteil stammte dabei von Geschäftspartnern aus der EU, gefolgt von russischen sowie norwegischen Lieferanten. Zudem sei im Juni 2019 erstmals ein direkter Liefervertrag mit der russischen Gazprom Export abgeschlossen worden, der am 1. Januar 2021 in Kraft treten werde und eine Liefermenge von 3,5 Mrd. m3 pro Jahr vorsehe. Bisher wickelte VNG den Gasbezug aus Russland über die Gazprom-Tochter WIEH ab.

Investitionen gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigert

Mit 345 Mio. Euro lagen auch die VNG-Investitionen über dem Wert von 2018 (296 Mio. Euro). Schwerpunkte wurden dabei vor allem in den Bereichen Transport und Biogas gesetzt. „Im Rahmen unserer Konzernstrategie VNG 2030 plus stärken wir unsere etablierten Geschäftsbereiche und treiben gleichzeitig den Ausbau neuer Geschäftsfelder voran“, so Heitmüller.

Stark ausgebaut wurde der Biogassektor, der seit Jahresbeginn 2020 als selbstständiger Geschäftsbereich firmiert und laut Vorstand 2019 schon erste positive Ergebnisse erbrachte. Die VNG-Tochter Balance Erneuerbare Energien GmbH habe im letzten Jahr ihren Bestand an Biogasanlagen von acht auf 26 erhöht und damit mehr als verdreifacht, berichtete Polk. Eine 27. Anlage werde dieses Jahr fertiggestellt . Mit einer Feuerungswärmeleistung von 95 MW sei die VNG-Tochter damit zu einem der drei größten Anlagenbetreiber in Deutschland aufgestiegen. „Erneuerbaren Energien bieten eine große Chance“, unterstrich der Infrastruktur-Vorstand.

Biogas sei ein wertvoller Energieträger, der heute schon sicher und zuverlässig erneuerbaren Strom produziere oder als Biomethan ins Gasnetz eingespeist werde. Ziel der VNG sei, in diesem Bereich in der Breite weiter zu wachsen und Geschäftsprozesse zu optimieren.

Erdgas bleibt dennoch das wichtigste Produkt der VNG. Erfreut zeigte sich Vorstandschef Heitmüller darüber, dass im vergangenen Jahr die Bedeutung von Gas durch die Bundesregierung weiter gestärkt worden sei. Im Hinblick auf das allgemeine wirtschaftliche Umfeld im Vorjahr verwies er darauf, dass Erdgas als bedeutender Energieträger auf Wachstumskurs sei und hierzulande eine wichtige Rolle in nahezu allen Verbrauchssektoren einnehme. Im Wärmemarkt sei es weiter die Nummer eins.
 
VNG 2019
  2019 2018
Umsatz 10,5 Mrd. Euro 10,0 Mrd. Euro
Jahresüberschuss 117 Mio. Euro 142 Mio. Euro
Gasabsatz 516 Mrd. kWh 463 Mrd. kWh
Investitionen 345 Mio. Euro 296 Mio. Euro
// VON Peter Focht
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  POLITIK & RECHT
Bild: Fotolia.com, fefufoto
Wann Fernwärmekunden nicht mehr zahlen müssen
WÄRMENETZ. Der Fernwärme-Verband AGFW hat in seinem Newsletter die neuesten rechtlichen Fragen zur Corona-Krise, insbesondere zur sogenannten Leistungsverweigerung, zusammengestellt.
Die vom AGFW diskutierte Kernfrage: Müssen Wärmekunden in der Corona-Krise noch den Wärmepreis zahlen? Hintergrund ist das aktuelle Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht.
 // VON Armin Müller MEHR...

Von zentraler Bedeutung ist darin das sogenannte „Moratorium für Dauerschuldverhältnisse (§ 1 Art. 240 EGBGB)“. Nach diesem müssen Kleinkunden unter bestimmten Umständen den Wärmepreis nicht zahlen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.

Allerdings gilt diese Regelung laut AGFW nur für Kleinkunden und Kleinstunternehmen. Kleinkunden wären bei der Fernwärme natürliche Personen und Wohnungseigentümergemeinschaften. Begünstigt sind auch Mieter, die den Wärmeversorgungsvertrag direkt mit dem Fernwärmeversorger geschlossen haben. Kleinstunternehmen sind Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten und einem Jahresumsatz von bis zu 2 Mio. Euro.

Diese Kundengruppen haben ein Leistungsverweigerungsrecht für Dauerschuldverhältnisse, sie können die Zahlung verweigern, müssen aber weiter beliefert werden, schreibt der AGFW. Allerdings gibt es für Fernwärme anders als für andere Medien keine Grundversorgungspflichten, weist der Verband auf offene Rechtsfragen hin.

Der Kunde muss sich bei Einstellung der Zahlung ausdrücklich auf das Leistungsverweigerungsrecht berufen und darstellen, dass sein Lebensunterhalt oder die wirtschaftliche Grundlage seines Erwerbsbetriebs durch die Pandemie gefährdet ist. Tut er das nicht, „kann das Fernwärmeversorgungsunternehmen den Anspruch wie gewohnt durchsetzen, auch wenn die übrigen Voraussetzungen bestehen“, schreibt der AGFW.

Der Kunde muss die Gründe für seine Zahlungsverweigerung auch belegen können. „Fernwärmeversorgungsunternehmen, die mit Leistungsverweigerungsrechten konfrontiert werden, sollten sich also von den Kunden in jedem Fall die Gründe hierfür benennen lassen. Darüber hinaus empfiehlt es sich, Gehaltsnachweise beziehungsweise behördliche Verfügungen (zum Beispiel Betriebsverbote) einzufordern“, rät der Verband.

Das Leistungsverweigerungsrecht besteht zunächst bis zum 30. Juni, es kann aber gesetzlich verlängert werden. Danach muss der Kunde die Beträge nachzahlen schreibt der AGFW: „Die Ansprüche gegen den Kunden erlöschen also nicht, sondern werden nur zeitlich aufgeschoben.“
 // VON Armin Müller
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UN-Klimakonferenz in Glasgow findet erst 2021 statt
Bild: malp / Fotolia
KLIMASCHUTZ. Die für den Oktober dieses Jahres im schottischen Glasgow geplante UN-Klimakonferenz (COP26) ist auf einen noch unbekannten Termin im kommenden Jahr verschoben worden.
Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie habe man sich zu einer Verschiebung der Konferenz entschlossen, teilte die UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) am Abend des 1. April mit. Die Entscheidung sei in Abstimmung mit den britischen und italienischen Partnern für die Ausrichtung der Konferenz gefallen. 
 // VON Peter Koller MEHR...

Gleichzeitig fiel der Beschluss, die vom 1. bis zum 11. Juni in Bonn geplanten Zwischenverhandlungen (SB52) auf die Zeit vom 4. bis zum 12. Oktober zu verschieben.

„Covid-19 ist derzeit die größte Bedrohung der Menschheit“, sagte Patricia Espinosa, UN Climate Change Executive Secretary, zur Begründung. Sie fügte aber hinzu: Die Konjunktur werde bald zu einer Erholung ansetzen, und dies sei für alle Nationen eine Chance, ihre Wirtschaft im 21. Jahrhundert mit Blick auf den Klimawandel neu auszurichten.
 // VON Peter Koller
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Schütz: "Wir haben das Heft in die Hand genommen"
Bild: Deutscher Bundestag / Achim Melde
20 JAHRE EEG. Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Dietmar Schütz hat mit entscheidend zum EEG beigetragen. Er erinnert sich an die „Geburt“ des Gesetzes und zieht Bilanz.
E&M: Herr Schütz, was waren vor zwei Jahrzehnten ihre Motive, sich für das Erneuerbare-Energien-Gesetz zu engagieren?
 // VON Ralf Köpke MEHR...

Schütz: Nach unserem Wahlsieg 1998 hatte die neue rot-grüne Koalition beschlossen, aus der Atomenergie auszusteigen. Und wer aussteigt, muss auch einsteigen. Die Förderung der erneuerbaren Energien lag dabei auf der Hand. Was für mich bis heute auch praktizierter Klimaschutz ist.

Als Wahlkreisabgeordneter in Oldenburg hatte ich damals auch ein persönliches Motiv, mich für das EEG einzusetzen: Neben der Schleswag hatte die EWE, eines der wichtigsten Unternehmen im meinem Wahlkreis, die finanzielle Hauptlast für die Ökostromeinspeisung zu tragen, vor allem von Windstrom. Diese ungleiche Wettbewerbssituation auf Basis der damals bestehenden Gesetze wollte ich unbedingt zu Beginn der damals beginnenden Strommarktliberalisierung ändern.

E&M: Zusammen mit Hermann Scheer, Michaele Hustedt und Hans-Josef Fell haben Sie für das EEG einen eigenen Gesetzentwurf erarbeitet. Warum ist es damals zu dieser Parlamentsinitiative gekommen?

Schütz: Die Verantwortung für die erneuerbaren Energien lag damals nicht wie mehrere Jahre später beim Umwelt-, sondern beim Wirtschaftsministerium. Dessen Ressortchef Werner Müller hatte für das EEG völlig andere Vorstellungen als wir gehabt, beispielsweise beim Einspeisevorrang, bei der Förderdauer oder den -tarifen für die einzelnen erneuerbaren Energieträger. Deshalb haben wir das Heft selbst in die Hand genommen. Das heißt, wir haben das notwendige Know-how aufgebaut, das für die Ausarbeitung eines Gesetzes unverzichtbar ist, und haben später die entsprechenden Mehrheiten in beiden Fraktionen organisiert.

E&M: Ohne diese Parlamentsinitiative hätte es das EEG also nicht gegeben?
 
Dietmar Schütz: „Was mich freut, ist, dass wir mit dem EEG entscheidend zur Kostendegression bei den erneuerbaren Energien beigetragen haben“
Bild: BEE

Schütz: So sehe ich das bis heute. Das Wirtschaftsministerium hätte ganz andere Schwerpunkte gesetzt, da bin ich mir sicher. Wir waren von unseren Inhalten und Vorstellungen überzeugt, die wir durchgesetzt haben. Und das war gut so.

E&M: Haben Sie bei Ihren mitunter konspirativen Treffen mit dem Erfolg des EEG gerechnet, den das Gesetz erfahren hat?

Schütz: Offen gesagt, nein. Unser Gesetz ist weltweit einige Dutzend Mal kopiert worden. Was mich genauso freut, ist, dass wir mit dem EEG entscheidend zur Kostendegression bei den erneuerbaren Energien beigetragen haben. Zur Degressionsformel für die kontinuierlich sinkenden Vergütungen habe ich nicht unmaßgeblich beigetragen. Dass die Kilowattstunde Solarstrom heute unter vier Cent (damals knapp acht Pfennig) kostet, hätte damals wirklich niemand für möglich gehalten. Beim Windstrom liegen die Erzeugungskosten etwa bei sieben Cent pro Kilowattstunde. Davon haben die Verbraucher angesichts der vielen Zuschläge auf den Strompreis leider nichts, was mich wirklich ärgert.

E&M: Ist im Rückblick gesehen das EEG Ihr größter politischer Erfolg gewesen?

Schütz: Das EEG zählt zweifellos mit zu meinen großen Erfolgen, weil es über den Tag hinaus wirkt. Es hat eine Wirkung entfaltet, die niemand erahnten konnte.


Zur Person
Der SPD-Politiker Dietmar Schütz, Jahrgan 1943, zählt zu den vier Müttern und Vätern des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Der studierte Jurist gehörte zwischen 1987 und 2001 dem Bundestag an. Während dieser Zeit war er unter anderem Landesgruppensprecher der niedersächsischen SPD-Abgeordneten und stellvertretender energiepolitischer Sprecher der Gesamtfraktion. Schütz schied 2001 aus dem Bundestag aus, weil er in seiner Heimatstadt Oldenburg die Wahl zum Oberbürgermeister gewonnen hatte. Von Februar 2008 bis Oktober 2013 war er Präsident des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE).
 // VON Ralf Köpke
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EU bleibt bei Zeitplan für neues Klimaziel
Bild: frenta / Fotolia
EMISSIONSHANDEL. Trotz der Verschiebung der Weltklimakonferenz will die EU-Kommission an ihrem Zeitplan festhalten und bis September ein neues europäisches Klimaziel für 2030 präsentieren.
(dpa) - Dieses Vorgehen kündigte Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans am 1. April in Brüssel an.
 // VON dpa MEHR...

Derzeit gilt, dass die EU den Treibhausgasausstoß bis 2030 um 40 % unter den Wert von 1990 bringen will. Die Kommission will die Marke auf 50 bis 55 % hochsetzen, vorher aber die Auswirkungen genau prüfen.

Timmermans äußerte Verständnis für die Verschiebung der ursprünglich für November geplanten UN-Klimakonferenz in Glasgow wegen des Coronavirus. Derzeit werde die Diplomatie durch die Coronavirus-Krise gebremst. Die Entscheidung sei getroffen worden, damit die Konferenz nicht mangels Beteiligung hinter den Erwartungen zurückbleibe. „Das ist sinnvoll“, erklärte Timmermans.

Die Grünen im Europaparlament betonten, jetzt müsse sich die EU erst recht für den Klimaschutz einsetzen. „Die Verschiebung der Klimakonferenz verschiebt die Klimakrise nicht“, erklärte der Umweltexperte Michael Bloss. „Unsere Arbeit muss jetzt umso gründlicher, zielorientierter und schneller weitergehen, damit der Klimaschutz und die Klimakonferenz zum Erfolg wird.“
 // VON dpa
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Energieagentur nennt die Dinge beim Namen
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ÖSTERREICH. „Erderhitzung“ statt „globaler Erwärmung“: Mit weniger beschönigenden Begriffen will die Österreichische Energieagentur den Ernst der Lage beim Klimawandel deutlich machen.
Mit einem neuen Energiehandbuch, das im Zusammenhang mit dem Klimawandel die Dinge präziser beim Namen nennt, will die Österreichische Energieagentur einen Beitrag zur Verhaltensänderung leisten.

„Der Begriff ‚Erderwärmung‘ war einer der Auslöser, warum wir unser Energie-Handbuch entwickelt haben“, sagt Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Denn Wärme sei ein positiv besetzter Begriff. Menschen empfinden warmen Sonnenschein angenehmer als kalten Wind. „‚Globale Erwärmung‘ ist also denkbar ungeeignet, wenn wir auf Gefahren und dringende Handlungsnotwendigkeiten hinweisen, die durch einen weltweiten Temperaturanstieg entstehen werden“, so Traupmann.

Gerade in der Energiebranche gebe es etablierte und vermeintlich positive Begriffe, die aber völlig falsche Assoziationen, Gedankenbilder und letztlich Handlungen auslösen. Das liegt laut Traupmann daran, dass die Bedeutung von Wörtern stark von ihren Deutungsrahmen abhängt. Dieses Phänomen wird als Framing bezeichnet. 

 // VON Peter Koller MEHR...

Diese Framing soll nun in Form des Energie-Handbuches als Mittel gegen die Klimakrise eingesetzt werden. „In der Österreichischen Energieagentur arbeiten wir an Antworten für die klimaneutrale Zukunft. Diese Antworten möchten wir in einer Sprache geben, die nicht nur verständlich ist, sondern auch Handlungen auslöst und Verhalten ändert“, erklärt Traupmann. So wird zum Beispiel auch der Begriff Dekarbonisierung ersetzt durch „keine Abhängigkeit von Öl, Kohle und Erdgas“. Aus „Klimawende“ wird eine „nachhaltige Energiezukunft“, aus „erneuerbarer Energie“ die „unerschöpfliche Energie aus Wasser, Sonne, Wind und Wald“.

Das Energie-Handbuch soll auch für andere Unternehmen und Organisationen im Energiebereich eine Hilfestellung sein, so Traupmann. Dabei freue man sich über Feedback an die E-Mail-Adresse framing@energyagency.at.

Mitglieder der Österreichischen Energieagentur sind der Bund, alle Bundesländer, Unternehmen der Energiewirtschaft und der Transportbranche, Interessenverbände sowie wissenschaftliche Organisationen.

Das Energiehandbuch mit den veränderten Begrifflichkeiten und deren Begründung kann auf der Website der Österreichischen Energieagentur heruntergeladen werden.
 // VON Peter Koller
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Viele lassen sich nicht vom Ökostromzuschlag befreien
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ÖSTERREICH. Nur etwa die Hälfte der Berechtigten nutzt in Österreich die Möglichkeit, sich vom Ökostromzuschlag befreien zu lassen, meldet die E-Control.
Mit Ende des Jahres 2019 waren in Österreich 130.091 Haushalte von Ökostromzuschlag zu den Netzgebühren befreit. Das waren um 842 weniger als Ende 2018, zeigen die diesbezüglichen Daten des Regulators E-Control.
 // VON Klaus Fischer MEHR...

Laut dessen Vorstand Andreas Eigenbauer nutzt somit nicht einmal die Hälfte der Anspruchsberechtigten die Möglichkeit, sich befreien zu lassen: „Hier ist noch viel Luft nach oben.“ Nicht eindeutig klar ist, warum die Möglichkeit zur Gebührenbefreiung 2019 weniger oft genutzt wurde als 2018. Eigenbauer zufolge kann es vorkommen, dass die diesbezüglichen Voraussetzungen bei manchen Haushalten nicht mehr gegeben sind. In diesem Fall „können die Zahlen natürlich auch zurückgehen“.

Grundsätzlich ist anspruchsberechtigt, wer keine Rundfunkgebühren zu entrichten braucht. Bei Einpersonenhaushalten darf das monatliche Nettoeinkommen dafür nicht höher sein als 1 082,65 Euro, bei Zweipersonenhaushalten darf es 1 648,64 Euro nicht übersteigen. Für jede weitere Person erhöht sich der Betrag um 167,05 Euro. Wer diese Voraussetzungen erfüllt, muss bei der GIS GmbH, die die Rundfunkgebühren in Österreich erhebt, um Befreiung vom Ökostromzuschlag ansuchen.

Wird der Antrag angenommen, teilt dies die GIS GmbH dem jeweiligen Stromnetzbetreiber mit. Dieser stellt dem betreffenden Haushalt den Ökostromzuschlag ab dem darauffolgenden Monatsersten nicht mehr in Rechnung. Laut E-Control kann ein Haushalt mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh damit pro Jahr rund 90 Euro sparen.
 // VON Klaus Fischer
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Internet-Tariferhöhung bedingt wirksam
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RECHT. Versorgungsunternehmen dürfen höhere Kosten für den Bezug von Gas auch ohne persönliche Information an ihre Kunden weiterreichen.
Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) ist das aber nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. So darf der Versorger nur die höheren Bezugskosten abwälzen, ohne dabei einen zusätzlichen Gewinn zu erzielen. Der Kunde muss jederzeit in der Lage sein, den Liefervertrag zu kündigen.
 // VON Tom Weingärtner MEHR...

Ausgangspunkt des Verfahrens sind Tariferhöhungen der Stadtwerke Neuwied zwischen 2005 und 2011, von denen die Kunden nicht individuell in Kenntnis gesetzt wurden. Die Stadtwerke publizierten die Tarifanpassungen lediglich auf ihrer Webseite und in der regionalen Presse. Zur Begründung der Tariferhöhung verwiesen sie auf höhere Kosten für den Bezug von Erdgas.

Ein Kunde machte geltend, dass die Tariferhöhung unwirksam sei, weil sie ihm nicht persönlich mitgeteilt wurde. Das sei nach der Gasmarkt-Richtlinie der EU aber notwendig. Das Landgericht Koblenz legte diese Frage dem EuGH vor, der jetzt zu folgender Grundsatzentscheidung gekommen ist:

Im Prinzip dürfe der Versorger höhere Kosten an seine Kunden weitergeben, auch ohne jeden einzeln davon in Kenntnis zu setzen. Die Anhebung der Preise dürfe aber nicht darüber hinausgehen. Eine Gewinnerzielungsabsicht dürfe mit der Tarifänderung nicht verbunden sein.

EuGH beantwortet grundsätzliche Rechtsfragen

Zur Begründung verweisen die höchsten Richter der EU darauf, dass die „wirtschaftlichen Interessen des Gasversorgers ernsthaft gefährdet“ wären, wenn die Tarifänderung im Nachhinein für ungültig erklärt werde. Weil das Unternehmen „die Versorgungssicherheit seiner Kunden zu gewährleisten“ habe, könne die Abwälzung höherer Kosten nicht von der Information der Kunden abhängig gemacht werden. Andernfalls könne der Versorger das wirtschaftliche Risiko nicht tragen und das von der Richtlinie verfolgte Ziel der Versorgungssicherheit werde gefährdet.

Gleichwohl sei es eine Beeinträchtigung des Verbraucherschutzes, dass der Kunde über die Tariferhöhung nicht informiert wurde. Sie sei deshalb nur dann wirksam, wenn die Kunden dieses Versorgers ihre Lieferverträge jederzeit kündigen könnten.

Weil sie von dem Inkrafttreten nicht fristgerecht Kenntnis nehmen könnten, müsse ihnen außerdem ein „angemessener Rechtsbehelf“ zur Verfügung stehen, damit sie Ersatz für einen eventuell erlittenen Schaden verlangen könnten. Ein Schaden könne dadurch entstehen, dass ein Kunde sein Recht, zu einem günstigeren Versorger zu wechseln, nicht rechtzeitig ausüben könne.

Bei dem Urteil des EuGH handelt es sich nicht um die endgültige Entscheidung sondern um die Beantwortung grundsätzlicher Rechtsfragen. Das Landgericht Koblenz muss jetzt überprüfen, ob die vom EuGH aufgestellten Kriterien für eine wirksame Tariferhöhung von den Stadtwerken Neuwied erfüllt wurden.
 // VON Tom Weingärtner
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  HANDEL & MARKT
Bild: Dmitry Naumov / Fotolia
Corona verzögert Marktraumumstellung
GAS. Arbeiten für die Marktraumumstellung werden nicht generell wegen Corona verschoben – das Wirtschaftsministerium überlässt die Entscheidung darüber den zuständigen Verteilnetzbetreibern.
Das Bundeswirtschaftsministerium weitet den Zeitraum für die Marktraumumstellung, also den Wechsel von L-Gas auf H-Gas in großen Teilen Nordwestdeutschlands, wegen der Corona-Krise aus. „Aus Sicht des Bundes ist der von vielen betroffenen Unternehmen geäußerte Wunsch, den Prozess an die aktuelle Lage anzupassen, nachvollziehbar“, heißt in einer gemeinsamen Mitteilung des Ministeriums und der Bundenetzagentur.
 // VON Peter Focht MEHR...

Mehrere Verteilnetzbetreiber hatten im März verkündet, Kundenbesuche zur Vorbereitung der Umstellung auszusetzen, um die Monteure zu schützen, und nur noch unbedingt nötige Umstellarbeiten auszuführen.

In Haushalten und Gewerbebetrieben seien erforderliche Anpassungsarbeiten aufgrund der derzeitigen Einschränkungen immer schwieriger durchzuführen, bestätigt das Wirtschaftsministerium. Monteure erhielten keinen Zugang mehr zu den anzupassenden Gasgeräten. Auch sei ein deutlich erhöhter Krankenstand bei den Unternehmen zu verzeichnen.

Netzbetreiber schätzten die Situation in den einzelnen Regionen Deutschlands jedoch unterschiedlich ein, so das Ministerium. Teilweise hielten sie es noch für möglich und vertretbar, neue Anpassungen einzuleiten. Teilweise sähen sie vorerst davon ab.

Auswirkungen auf den gesamten Umstellfahrplan noch nicht ersichtlich

„Die gesetzliche Verantwortung für die Marktraumumstellung liegt bei den Netzbetreibern. Sie entscheiden, ob eine Verschiebung der Umstellmaßnahmen angezeigt ist“, bestätigen Ministerium und Bundesnetzagentur nun das Vorgehen der Netzbetreiber. In jedem Fall müsse sichergestellt werden, dass einmal begonnene Umstellungen geordnet zu Ende gebracht werden, um eine sichere Versorgung der Endkunden mit Gas zu jeder Zeit zu gewährleisten.

Derzeit sei auch noch nicht ersichtlich, wie sich die durch die aktuelle Situation bedingten Maßnahmen auf die Dauer der Umstellung auswirken werden, teilte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage von E&M mit. Die Bundesnetzagentur geht nach Auskunft eines Sprechers davon aus, dass die Fernleitungsnetzbetreiber die zur erwartenden Verschiebungen bereits in den Fahrplan für die Marktraumumstellung im Netzentwicklungsplan Gas einarbeiten. Die Vorlage des Entwurfs für den Netzentwicklungsplan Gas 2020-2030 ist für den 1. Juli vorgesehen.

Die Marktraumumstellung in Deutschland läuft seit 2014 und soll bis 2030 abgeschlossen sein. Sie ist erforderlich, weil die Förderung von L-Gas in den Niederlanden stark rückläufig ist und L-Gas in einigen Jahren nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Für die Umstellung auf H-Gas aus anderen Bezugsquellen müssen in Haushalten, Gewerbe- und Industriebetrieben sämtliche Gasgeräte an die veränderte Gasqualität angepasst werden. In den vergangenen Jahren wurden bereits rund 500.000 Gasgeräte angepasst, für dieses Jahr waren bislang etwa 400.000 Anpassungen vorgesehen.
 // VON Peter Focht
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Mehr Kaufprämien für Elektroautos als je zuvor
Bild: JiSIGN / Fotolia
ELEKTROFAHRZEUGE. Im März 2020 wurden mehr Anträge auf die Kaufprämie für Elektroautos und Plug-in-Hybride gestellt als je zuvor in einem Monat, meldete das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.
Laut der monatlichen Zahlen des Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) in Eschborn meldeten im März 12.365 Personen oder Unternehmen Elektroautos an, um die Kaufprämie zu bekommen. Die bisher höchste Zahl stammt aus dem Oktober 2019, als gut 10.000 Fahrzeuge angemeldet wurden. Wichtigster Treiber dieser Steigerung dürfte die ab 18. Februar 2020 beschlossene Erhöhung der Kaufprämie gewesen sein.
 // VON Susanne Harmsen MEHR...

Für reine Elektroautos mit Batterie oder Brennstoffzelle gibt der Staat inzwischen bis zu 3.000 Euro Zuschuss, bei Plug-in-Hybriden sind es bis zu 2.250 Euro. Zudem müssen die Autohersteller einen Rabatt in mindestens gleicher Höhe gewähren. Torsten Safarik, Präsident des Bafa, erläuterte: „Nachdem wir aus Brüssel grünes Licht bekommen haben, können wir nun die höheren Förderbeträge auszahlen. Dadurch wird der Kauf klimaschonender Fahrzeuge noch einmal deutlich attraktiver.“

Reine Batteriautos überwiegen

Die Erhöhung der Prämie überwog offenbar sogar mögliche bremsende Wirkungen durch die Corona-Krise. Im Februar hatte es mit nur 5.632 Anträgen einen deutlichen Einbruch gegeben. Im einzelnen wurden im März Förderanträge für 7.898 reine Elektroautos mit Batterieantrieb gestellt. Bei Plug-in-Hybriden waren es 4.464. Brennstoffzellenfahrzeuge spielen weiterhin kaum eine Rolle, für sie wurden nur drei Anträge eingereicht. Die Kaufprämie soll den Absatz von Autos mit elektrifiziertem Antrieb fördern.

Seit dem Start des Förderprogramms im Sommer 2016 sind laut Bafa insgesamt 191.838 Anträge eingegangen - knapp zwei Drittel davon für reine Elektroautos. Die meisten entfielen mit 28.473 auf die Marke BMW, dahinter folgen Renault mit 24.198 und VW mit 23.893. Die Gültigkeit des Umweltbonus ist bis zum 31. Dezember 2025 verlängert worden. Das Bafa prüfe automatisch, ob Anträge, die nach der alten Richtlinie gestellt wurden, die Voraussetzungen für die erhöhte Förderung erfüllen. Ist dies der Fall, erhielten die Bürger den neuen Förderbetrag direkt im Rahmen des alten Antrags, versichert die Behörde auf ihrer Website.

Hier findet sich die Antragstellung für die E-Auto-Prämie auf der Website des Bafa.
 // VON Susanne Harmsen
 WENIGER

Bayern stehen auf Energiegenossenschaften
Bild: Fotolia.com, Gor Grigoryan
WÄRME. In Bayern werden zunehmend Nahwärmegenossenschaften gegründet. Das Verbot von Ölheizung führt zu deren Zuwachs.
Im Jahr 2019 gab es im Bayern 256 Energiegenossenschaften, teilte der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) in einer Übersicht mit. Die meisten Genossenschaften, die mit Energie zu tun haben, sind im Bereich der Photovoltaik tätig. 102 an der Zahl zählte der GVB im abgelaufenen Jahr.
 // VON Stefan Sagmeister MEHR...

Auf Platz zwei folgen die Nahwärmegenossenschaften. Deren Anzahl lag Ende 2019 bei 82. Im Jahr 2015 waren es 71. „Nach unserer Einschätzung dürfte sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen“, sagte GVB-Präsident Jürgen Gros. Unter den 18 Genossenschaftsneugründungen in Bayern waren 2019 allein fünf Nahwärmegenossenschaften. Weitere fünf Initiativen seien zur Gründung 2020 auf den Verband zugekommen, so der GVB weiter.

Weniger Umsatz, mehr Gewinn

Als Grund für den Boom der Nahwärme nennt der GVB das Verbot von neuen Ölheizungen zum Stichtag 1. Januar 2026, das die Bundesregierung in ihrem Klimapaket beschlossen hat. Vor allem in Neubauvierteln seien Nahwärmenetze eine kostengünstige Alternative zu fossilen Energieträgern. „Durch erhebliche Verbesserungen im Planungsprozess und technische Weiterentwicklungen ist es gelungen, die Attraktivität von Nahwärmenetzen zu steigern.“

Gleichwohl mussten die bayerischen Energiegenossenschaften im vergangenen Jahr Umsatzeinbußen hinnehmen. 2019 betrug der Umsatz 360 Mio. Euro, das Jahr zuvor waren es 404 Mio. Euro. Anderseits stieg der Gewinn um 21,6 % auf 28,1 Mio. Euro. Vor allem das gute Windjahr 2019 schlug sich im Ergebnis der betreffenden Genossen nieder.

Der Genossenschaftsverband fordert im Energiebereich zudem eine bessere Einbindung der Bürger durch die Politik. „Denn Akzeptanz lässt sich am besten durch eigene Beteiligung schaffen“, sagte GVB-Präsident Gros. Durch den Einsatz von Smart Metern und eines Smart Grids ließe sich der vorhandene Strom optimal nutzen. „Damit könnte jeder Einzelne dazu beitragen, dass die Energiewende zum Erfolg wird“, sagte Gros. Auf diesem Gebiet sehe er aber noch Nachholbedarf.
 // VON Stefan Sagmeister
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  TECHNIK
Bild: Picture Factory / Fotolia
Webinar zur Integration von E-Autos in Stromnetze
ELEKTROFAHRZEUGE. In einem von Agora Energiewende und der IEA (Internationale Energieagentur) gemeinsamen Webinar ging es am 2. April um „nächste Schritte zur Integration von Energiesystemen“.
Vor über 300 Teilnehmern berichteten internationale Experten online darüber, wie Politik und Technik verknüpft werden müssen, um erneuerbare Energie in verschiedenen Sektoren nutzbar zu machen. Paolo Franco, Abteilungsleiter für Erneuerbare bei der IEA sagte, dass seine Organisation weiterhin am Ziel festhalte, im Jahr 2020 den Höhepunkt der globalen Treibhausgasemissionen zu erreichen und sie von da an zu senken, auch ohne die Auswirkungen der Corona-Krise.
 // VON Susanne Harmsen MEHR...

Der derzeitige Trend zur Elektrifizierung von Verkehr, Heizung und Industrie biete dank erneuerbarer Stromerzeugung eine einzigartige Gelegenheit, auch Sektoren zu dekarbonisieren, deren Emissionen bisher als kaum vermeidbar angesehen wurden, hieß es im Webinar. Zusammen mit Schlüsselressourcen wie Wasserstoff könnten zugleich immer größere Anteile fluktuierender erneuerbarer Energien ins Energiesystem integriert werden, ohne Netze und Speicher mit übermäßig hohen Kosten auszubauen.

Elektroautos auf dem Vormarsch

Diskutiert wurden die Chancen und Herausforderungen bei der Integration von Elektrofahrzeugen in das Stromnetz sowie bei der Herstellung und Nutzung synthetischer Kraftstoffe. Der Einsatz von Elektrofahrzeugen habe in den letzten zehn Jahren rasant zugenommen. Der weltweite Bestand an elektrischen Personenkraftwagen lag 2018 bei über fünf Millionen, was laut IEA einer Steigerung von 63 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Nach einem Szenario der IEA soll der weltweite Absatz von Elektrofahrzeugen bis 2030 33 % erreichen.

Ohne konkrete Anstrengungen zur Integration in das Stromnetz werde dies erhebliche Auswirkungen auf die Stromverbrauchsmuster und den damit verbundenen Bedarf an zusätzlicher Netzwerkinfrastruktur haben. Deshalb stellte das Webinar Studien vor, wie die Elektrifizierung des Verkehrs und die Flexibilität des Stromnetzes besser zu verknüpfen sind.

Berichte aus der Türkei und Großbritannien

Für die Türkei berichtete Deger Saygin, Direktor des Shura Instituts für die Energiewende, von einer Studie, wie sich mehr Elektroautos im türkischen Stromnetz bemerkbar machen. Untersucht wurden dafür sowohl ländliche wie städtische Regionen. Im Ergebnis wäre es eine fast unlösbare Aufgabe, das Netz für eine Million Elektroladepunkte zu ertüchtigen, wie sie für 2030 prognostiziert werden. Dagegen genüge ein 5-prozentiges Wachstum pro Jahr bei den Investitionen der Verteilnetzbetreiber, um die Elektroautos einzubinden. Dafür müssten die Ladepunkte aber regional geplant sein und Tarife sowie der Energiemarkt das netzdienliche Laden anreizen, sagte Saygin.
 
Lastgang spontan (li.) und intelligent gesteuert (re.) beim Laden in einem Depot mit 100 Elektroautos,
Bild: Hitachi Ventara

Für Großbritannien erprobt Hitachi derzeit eine IoT-(Internet der Dinge)-Lösung, um größere Flotten von Elektrofahrzeugen netzdienlich zu laden und ihre Batterien auch als Speicher bei überschüssigen Ökostrommengen im Netz zu nutzen, berichtete Nicole Thompson von Hitachi Vantara. Die Direktorin für soziale Innovation stellte das Projekt „Optimize Prime“ vor. Mit den Flotten der Post (British Mail) und des Gasversorgers British Gas wurde erprobt, wie intelligentes Laden in den Depots einen zusätzlichen Netzausbau vermeiden kann - sowohl für wenige Stunden hohen Verbrauchs wie für Zeiten eines Überangebots an erneuerbarem Strom. Nächste Herausforderung sei nun die netzdienliche Beeinflussung des Ladens von Privatautos, was in Zusammenarbeit mit dem Fahrdienst Uber erprobt werden soll.

Für Agora Energiewende erinnerte Matthias Deutsch an eine Studie aus dem Vorjahr, nach der bei günstigen politischen Rahmenbedingungen der Netzausbau auch für die Elektromobilität nicht den auch heute schon geplanten Rahmen übersteige. Dafür müssten aber technische Steuerungsmöglichkeiten des Verteilnetzbetreibers beim Laden ermöglicht werden und finanzielle Anreize durch entsprechende Tarife die Fahrzeugbesitzer überzeugen. Nur in Ausnahmefällen sollte regulativ eingegriffen werden, sagte Deutsch.
 // VON Susanne Harmsen
 WENIGER

Neue Stufe der Ökodesign-Richtlinie
Bild: Rido / Shutterstock.com
EFFIZIENZ. Haushaltsgeräte vom Laptop bis zur elektrischen Zahnbürste müssen ab1. April strengeren Effizienzanforderungen genügen.
Die europäische Ökodesign-Richtline umfasst seit 1. April 2020 zusätzliche Geräte. Betroffen von der Neuregelung sind Küchengeräte, elektronische Geräte einschließlich Druckern, Unterhaltungselektronik, elektrisches und elektronisches Spielzeug, Sportgeräte sowie die dazugehörigen Transformatoren. Der Stromverbrauch dieser Geräte orientiere sich jetzt an weltweit höchsten Standards, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit.
 // VON Tom Weingärtner MEHR...

Sie geht davon aus, dass durch die neuen Effizienzvorgaben bis zu 4 Mrd. kWh Strom im Jahr gespart werden, wenn die Altgeräte in den kommenden zehn Jahren weitgehend ersetzt werden. Das würde die CO2-Emissionen der EU 2030 um 1,4 Mio. Tonnen reduzieren. Die privaten Haushalte profitierten vom geringeren Energieverbrauch durch niedrigere Stromrechnungen.

Die jetzt in Kraft getretene Verordnung ist Teil eines größeren Maßnahmenpaketes zur Senkung des Energieverbrauchs in der EU. Bislang wurden zehn Ökodesign- und sechs Etikettierungs-Verordnungen erlassen. Sie sollen den Energieverbrauch bis 2030 um 167 Mrd. kWh pro Jahr reduzieren.
 // VON Tom Weingärtner
 WENIGER

Tool liefert "Fahrplan" für die E-Bus-Umstellung
Bild: scharfsinn86 / Fotolia
ELEKTROFAHRZEUGE. Wann und wo ist die Umstellung von Diesel- auf E-Busse für ÖPNV-Unternehmen sinnvoll? Anworten soll das Analysetool "OnmiE" des Fraunhofer-Instituts IEE liefern.
Die Software, die im Rahmen des Forschungsprojekts „OmniE - IKT Tool zur System- und Flottenanalyse für Elektro-Omnibusse“ entwickelt wird, soll Busflottenbetreibern in ganz Europa Substitutions-Szenarien aufzeigen.
 // VON Peter Koller MEHR...

Als die EU 2019 die „Clean Vehicles Directive“ verabschiedete, erhöhte sie den Druck auf ÖPNV-Unternehmen, ihre Fuhrparks mindestens teilweise auf Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien umzustellen. Diese Umstellung soll Omni-E deutlich erleichtern, indem es Busflottenbetreibern wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Optionen aufzeigt. Der Prozess der Elektrifizierung von Busflotten soll damit Fahrt aufnehmen.

Die Innovation von Omni-E gegenüber bereits existierenden Ansätzen ist die Komplexität der Analyse. Nach Einschätzung von Matthias Puchta, Gruppenleiter Energiespeicher am Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE in Kassel, binden vorhandene Tools wichtige Faktoren wie beispielsweise Batteriealterung und Netzanalyse nicht adäquat ein. „Mit dem Omni-E Analysetool werden alle für ein ÖPNV-Unternehmen relevanten Variablen berücksichtigt“, erklärt der Energieexperte.

Das Tool analysiert verschiedene Substitutions-Szenarien und stellt diese nachvollziehbar dar. ÖPNV-Betreiber erhalten aussagekräftige Daten zu Kostenstrukturen, CO2-Einsparungen und individuellen Ladekonzepten inklusive Informationen zur möglichen Konfiguration, zu Standort und Energieversorgung der Ladeinfrastruktur. Auf dieser Basis können sie leichter entscheiden, in welchem Umfang eine Umstellung für ihren Betrieb erfolgen kann.

Datenlogger liefern Grundlage für die Simulation

Die Software basiert auf Konzepten für die energetische Betrachtung und Simulation von Bussen, die Prof. Andreas Rupp an der Hochschule Kempten entwickelt hat. Dabei werden mit speziell entwickelten Datenloggern Messwerte wie zum Beispiel das Bewegungsprofil und die aktuelle Anzahl der beförderten Personen in Linienbussen erfasst. Diese Daten sollen sowohl mit Höheninformationen als auch Umgebungsparametern angereichert werden, um das entwickelte Energiemodell zu verbessern.

An dem Projekt, das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie für drei Jahre mit 1,5 Mio. Euro gefördert wird, sind die Projektpartner Monalysis GmbH, Energienetz Mitte GmbH, Fraunhofer-Institut IEE, Göttinger Verkehrsbetriebe GmbH, Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten sowie die Regionalmanagement Nordhessen GmbH beteiligt.

Die Göttinger Verkehrsbetriebe werden das Analysetool erstmals für ihre Busflotte anwenden. „In Göttingen ist das Ziel, den ÖPNV bis zum Jahr 2030 auf Elektrobusse umzustellen und so einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“, sagt Thomas Zimmermann, Betriebsleiter der Göttinger Verkehrsbetriebe GmbH. Das bedeute eine große Herausforderung mit enorm hohem Kostenaufwand. „Ohne das Analysetool, das im Projekt Omni-E realisiert werden soll und uns alle wichtigen Faktoren für eine Umstellung aufzeigt, wäre das nicht möglich“, so Zimmermann.

 // VON Peter Koller
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Grün Heizen mit Wasserstoff
Bild: alphaspirit / Fotolia
F&E. Die Thüga-Gruppe beteiligt sich am Reallabor „Westküste 100“. Ziel ist der Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab.
Das Projekt Westküste 100 ist einer der Gewinner des Ideenwettbewerbes „Reallabore der Energiewende“ des Bundeswirtschaftsministeriums. Im Fokus liegt ein Forschungs- und Entwicklungsansatz, aus Offshore-Windenergie grünen Wasserstoff zu produzieren und hierbei die entstehende Abwärme, den Wasserstoff und den Sauerstoff zu verwenden. Der grüne Wasserstoff soll sowohl für die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe für Flugzeuge genutzt als auch in Gasnetze eingespeist werden.
 // VON Heidi Roider MEHR...

Für die Treibstoffherstellung wird Wasserstoff aus der Elektrolyse und unvermeidbares CO2 aus der regionalen Zementproduktion in Schleswig-Holstein für den Herstellungsprozess eingesetzt. Gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Stadtwerke Heide und der Thüga Erneuerbare Energien beteiligt sich die Thüga Aktiengesellschaft an dem Projekt, in dem weitere acht Unternehmen zusammenarbeiten, teilte Thüga am 2. April mit.

In diesem Projekt wollen die Thüga und Stadtwerke Heide unter realen Bedingungen testen, inwieweit Heizungen problemlos mit einer Wasserstoffbeimischung in das bestehende Gasnetz betrieben werden können. Hierfür soll in einem Netzabschnitt mit mehr als 200 Endkunden bis zu 20 Volumenprozent Wasserstoff beigemischt werden.

Die branchenübergreifende Projektpartnerschaft aus EDF Deutschland, Holcim Deutschland, Open Grid Europe, Oersted Deutschland, Raffinerie Heide, Stadtwerke Heide, Thüga und Thyssenkrupp Industrial Solutions plant, bis zum Jahr 2025 einen Elektrolyseur mit einer Leistung von rund 30 MW aufzubauen, später sollen sogar 700 MW Leistung erreicht werden.
 // VON Heidi Roider
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  UNTERNEHMEN
Bild: E&M, Jonas Rosenberger
Betriebspause bei den Stadtwerken Bad Salzuflen
CORONA-KRISE. Aufgrund der Corona-Krise meiden die Stadtwerke Bad Salzuflen den direkten Kundenkontakt und schließen ihr Verwaltungsgebäude. Der Versorgungssicherheit soll dies keinen Abbruch tun.
„In Anbetracht der Tatsache, dass in Kürze bundesweit ein starker exponentieller Anstieg der Corona-Infizierten erwartet wird, verschärfen die Stadtwerke Bad Salzuflen ab April die Maßnahmen", heißt es in einer Mitteilung des Regionalversorgers. Fürd die Zeit vom 6. bis 17. April haben die Stadtwerke zusammen mit dem Betriebsrat entschieden, das Verwaltungsgebäude sowie das Hallenbad Lohfeld, das die Stadtwerke erst im Februar 2020 übernommen hatten, für Kunden zu schließen. Vorerst verschoben sind demnach auch regelmäßig wiederkehrende Arbeiten, wie etwa der Austausch von Wasser-, Gas- und Stromzählern, die nur per Hausbesuch erledigt werden können.
 // VON Davina Spohn MEHR...

Der Geschäftsführer Volker Stammer hat dabei sein Personal im Blick: „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter steht ganz oben auf der Agenda und wir wollen in voller Leistungsfähigkeit für unsere Kunden da sein, wenn es wieder bergauf geht.“ Seiner Aussage nach könnten darüber hinaus finanzielle Einschnitte für die Mitarbeiter, die sich etwa durch eine eventuelle Kurzarbeit ergeben, aktuell vermieden werden.

Vorgehen nach Pandemie-Maßnahmenplan

Beruhigendes kann Stammer auch den Kunden sagen: Selbstverständlich sei auch während der Betriebspause die Energie- und Trinkwasserversorgung sichergestellt. Die Telefonzentrale der Stadtwerke ist im Rahmen der regulären Öffnungszeiten für Störungsmeldungen besetzt und auf der Internetseite abrufbar. „Wir als Energieunternehmen und als Betreiber kritischer Infrastruktur sind uns der Verantwortung bewusst, die wir nicht nur in dieser Krise tragen", versichert Stammer.

Auch mit Blick auf die Wasserversorgung kann der Geschäftsführer Entwarnung geben: Das Umweltbundesamt habe bestätigt, dass Trinkwasser, das unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik gewonnen, aufbereitet und verteilt werde, sehr gut gegen alle Viren − der Corona-Virus eingeschlossen − geschützt sei. 

Aufgrund der Corona-Krise haben sich die Stadtwerke auf mehrere mögliche Szenarien vorbereitet. „Wir bewerten die Situation regelmäßig neu, um flexibel, schnell und pragmatisch reagieren zu können", heißt es. Vorgegangen werde nach einem detaillierten Pandemie-Maßnahmenplan, in dem auch die internen Zuständigkeiten definiert seien.

Kommunikation zur Krisenbewältigung

Neben der nahenden Betriebspause seien davon bereits die Ausgabe von Desinfektionsmitteln an die Mitarbeiter umgesetzt worden, des Weiteren die Einschränkung von Besprechungen und Dienstreisen. Auch die räumliche Trennung der technischen Schichten gehöre dazu. Monteure würden ihren Einsatz von unterschiedlichen Orten im Netzgebiet starten, nicht von einem zentralen Ort. Von den knapp 150 Mitarbeitern arbeiten viele im Homeoffice. "Auch das soll verhindern, unnötige Ansteckungsgefahren ins Unternehmen zu tragen", betont Stammer.

Auf die interne und externe Kommunikation zur Krisenbewältigung legen die Stadtwerke Bad Salzuflen nach eigener Aussage großen Wert. Kunden können sich auf der Internetseite des Versorgers über relevante Themen im Zusammenhang mit Corona und lokaler Energieversorgung informieren. Für die Mitarbeiter hat das Unternehmen einen „Kummerkasten“ eingerichtet, über den sie ihre Fragen, Sorgen und Anregungen anonym thematisieren können.
 // VON Davina Spohn
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Innio-Zukäufe genehmigt
Bild: INNIO Jenbacher
BHKW. Der BHKW-Hersteller Innio kann die am 13. Januar 2020 angekündigten Übernahmen durchführen; sie wurden am 1. April von den Wettbewerbsbehörden genehmigt.
Das Unternehmen übernimmt damit die BHKW + Energie Holding GmbH und deren drei Tochterunternehmen Energas BHKW GmbH, EPS BHKW GmbH und EPS Rental GmbH.
 // VON Armin Müller MEHR...

Zum Leistungsumfang dieser Gesellschaften gehören Planung, Vertrieb, Bau und Wartung von Blockheizkraftwerken und Gasmotoren im Leistungsbereich von 50 bis 9.500 kWel. Zusätzlich bietet sie die Vermietung mobiler BHKW-Container an.

Bisherige Eigentümer der BHKW + Energie Holding GmbH waren die schweizerische Energie 360 Grad AG sowie die Geschäftsführer Joachim Maier, Andreas Hülsing und Peter Mertel. Alle drei Geschäftsführer bleiben laut Innio in der Unternehmensleitung.
 // VON Armin Müller
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Umsatz von Vattenfall in Deutschland
Bild: E&M
STATISTIK DES TAGES. Ein Schaubild sagt mehr als Tausend Worte: In einer aktuellen Infografik beleuchtet E&M regelmäßig Zahlen aus dem energiewirtschaftlichen Bereich.
 // VON Redaktion MEHR...

 
Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken. Quelle: Statista

Die Statistik zeigt die Umsatzentwicklung von Vattenfall in Deutschland in den Jahren 2002 bis 2019. Im Jahr 2019 erwirtschaftete die deutsche Tochtergesellschaft des schwedischen Energiekonzerns einen Umsatz in Höhe von rund 12,5 Milliarden Euro. Quelle: Vattenfall.
 // VON Redaktion
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Behörden genehmigen alpines Solarkraftwerk
Bild: Jonas Rosenberger
PHOTOVOLTAIK. Der Schweizer Energieversorger Axpo will mit dem Bau der ersten großen Solaranlage im Hochgebirge auf 2.500 Meter Höhe im kommenden Jahr beginnen.
Der Schweizer Energieversorger Axpo hat die Baugenehmigung für sein erstes Solarkraftwerk in den Alpen erhalten. Bei dem Vorhaben sollen auf einem Teil der Staumauer des Pumpspeicherwerks Limmern in den Glarner Alpen (immerhin Europas höchstgelegene Staumauer) auf gut 2.500 Metern Höhe rund 6.000 Solarmodule installiert werden. Deren Leistung liegt zusammen bei etwa 2 MW.
 // VON Ralf Köpke MEHR...

Christoph Sutter, bei Axpo für alle Aktivitäten bei den erneuerbaren Energien verantwortlich, spricht von „Neuland, das wir betreten, aber das durchaus Potenzial hat, als Blaupause für ähnliche Projekte zu dienen.“ Technisch sei die Montage der rund 6.000 Module auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern auf der Südseite der Staumauer „zwar eine Herausforderung, aber auf jeden Fall machbar“. Nach Abschluss der Montagearbeiten rechnen die Axpo-Experten mit einer jährlichen Erzeugung von rund 2,7 Mio. kWh. Mit den Bauarbeiten will Axpo im nächsten Jahr beginnen.

 
So in etwa könnte die Solaranlage auf der Staumauer des Pumpspeicherwerks Limmern aussehen
Illustration: Axpo


Zuletzt hatte der Energieversorger das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF), das seinen Sitz in Davos hat, mit einer Studie über die zu erwartenden Wind- und Schneelasten beauftragt. Die Ergebnisse, so das EVU in einer Unternehmensmitteilung, zeigten, dass in einigen Abschnitten der Staumauer schon mit hohen Schneelasten zu rechnen sei. „Vor allem am Fuß der Mauer sammelt sich viel Schnee“, resümierte SLF-Forscherin Annelen Kahl. Axpo plant deshalb, die Installation der Solarmodule „leicht“ anzupassen. Außerdem sollen verschiedene Unterkonstruktionen für die Panele geprüft werden.

Für Axpo stehen bei der alpinen Solar-Großanlage nicht nur allein die reinen Kilowattstunden im Fokus: „Nach allen vorliegenden Berechnungen wird die Hälfte der Jahresproduktion dank der immensen Höhe, des wegen der niedrigen Temperaturen besseren Modulwirkungsgrades sowie der durch den Schnee bedingten Lichtreflexionen im Winter anfallen“, verweist Sutter auf einen interessanten Aspekt, „das ist deshalb von Bedeutung, da die Schweiz während der Wintermonate mehr Strom verbraucht als sie selbst erzeugt.“ Der Betrieb mehrerer Solarkraftwerke in den Alpen könne deshalb helfen, dieses Ungleichgewicht etwas zu korrigieren.

Die finale Investitionsentscheidung für das rund 5,5 Mio. Euro teure Solarkraftwerk in den Glarner Alpen will Axpo nach eigenen Angaben „im Lauf des Jahres“ treffen.
 // VON Ralf Köpke
 WENIGER

Neuer Geschäftsführer bei Meistro Energie
Bild: s_l / Fotolia
PERSONALIE. Norman Köhler ist neuer kaufmännischer Geschäftsführer bei dem Ingolstädter Energielieferanten Meistro Energie.
 // VON Armin Müller MEHR...

Köhler wird zugleich ab sofort auch Prokurist der Meistro Effizienz GmbH sein. Er ist seit September 2017 kaufmännischer Leiter bei Meistro und entwickelte seither nach Angaben des Unternehmens die Bereiche IT, Finanzen und Controlling, Portfoliomanagement und Bilanzkreismanagement.

Meistro Energie wurde 2006 gegründet und liefert klimaneutrales Gas und klimaneutralen Strom an Unternehmen.

 // VON Armin Müller
 WENIGER

Abo Wind mit erstem Solarprojekt in Tunesien
Bild: Sallenbuscher / Fotolia
PHOTOVOLTAIK. Die zwölf solaren Dachanlagen sieht der hessische Projektentwickler als Einstieg in Afrika. Dort umfasst die Wind- und Solar-Projektpipeline von Abo Wind derzeit rund 2.000 MW Leistung.
Der hessische Projektentwickler Abo Wind AG hat in Tunesien an zwei Standorten die ersten Dachsolaranlagen mit einer Gesamtleistung von 1,5 MW errichtet. „Auch wenn es sich um ein kleines Projekt handelt, freuen wir uns über unsere erste Inbetriebnahme in Afrika“, zeigte sich Vorstand und Abo Wind-Gründer Jochen Ahn erfreut über die insgesamt zwölf Photovoltaikanlagen. Die Hessen sehen in dem Projekt vor allem den Einstieg in den afrikanischen Markt, ein Markt mit großem Potenzial: „Wir arbeiten in Südafrika, Tunesien und Tansania aktuell an der Entwicklung von Wind- und Solarparks mit zusammen rund 2.000 Megawatt Leistung“, so Ahn.
 // VON Ralf Köpke MEHR...

In Tunesien selbst hat Abo Wind im Herbst 2018 in der Hauptstadt Tunis ein eigenes Büro eröffnet. Im Folgejahr erhielten die Hessen bei Ausschreibungen Zuschläge für einen Windpark mit 30 MW Leistung in der Nähe von Tunis sowie für einen Solarpark mit 10 MW im Gouvernement Gabes. Für das 30-MW-Vorhaben, das im Jahr 2021 rund 35 km südöstlich der Hauptstadt Tunis in Betrieb gehen soll, plant Abo Wind derzeit mit Siemens Gamesa-Anlagen vom Typ SG145 mit 4,2 und 4,5 MW Leistung.

Unterdessen hat Abo Wind mit dem staatlichen Energieversorger Societe tunisienne de l'electricite et du gaz (STEG) einen Stromliefervertrag abgeschlossen, der eine feste Vergütung für den eingespeisten Strom über 20 Jahre vorsieht.

„Wir sind überzeugt, in den nächsten Jahren einen deutlich umfangreicheren Beitrag zur Energiewende in Tunesien leisten zu können“, blickt Projektleiter Adnen Ouaz optimistisch nach vorne. Bis 2030 plant das nordafrikanische Land rund 30 % seines Strombedarfs durch erneuerbare Energien zu decken. Zuletzt lag diese Quote bei 3 %.
 // VON Ralf Köpke
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MARKTBERICHTE

STROM
GAS
Strom: Leichter Anstieg beim Day Ahead
Bild: E&M
MARKTKOMMENTAR. Der Day Ahead an der Epex Spot steigt leicht um 2,58 Euro/MWh. Weniger Strom aus Wind und Sonne sind die Ursache dafür.

An der Epex Spot wurde für Freitag die Megawattstunde für das Marktgebiet Deutschland-Luxemburg mit 22,53 Euro/MWh in der Auktion fixiert. Am Vortag stand der Day Ahead bei 19,95 Euro/MWh. Grund für den Anstieg ist die sinkende Erzeugung aus erneuerbaren Energiequellen.

 // VON Susanne Harmsen MEHR...

Wie der Wetterdienst Meteomatics mitteilt, sinkt das Winddargebot von knapp 28.000 MW in der Nacht vom Donnerstag auf knapp 7.000 MW am Freitagabend. Bei trübem Wetter liefert die Photovoltaik in der Mittagsspitze nur rund 17.000 MW. Das Kalenderjahr 2021 Base notierte am Donnerstagnachmittag an der EEX mit 35,59 Euro/MWh. Am Mittwoch wurde Cal 21 mit 35,00 Euro/MWh gehandelt.

Die Energiemarktexperten von Enervis leiten aus ihren Strommarktmodellierungen eine deutlich geringere deutsche Stromnachfrage aus fast allen Wirtschaftszweigen für 2020 wegen der Corona-Krise ab. Daher rechnen sie mit sinkenden Strompreise an Spot- und Terminmärkten, kurz- und mittelfristig auch mit einer steigenden Anzahl negativer Strompreise. Dies bedeute Erlöseinbußen auch für geförderte erneuerbare Energien, prognostiziert Enervis. Denn die Betreiber dieser Anlagen erhalten aufgrund §51 EEG für alle Zeiträume negativer Spotpreise mit mindestens sechs Stunden Dauer keine EEG-Vergütung mehr.

 // VON Susanne Harmsen
 WENIGER

STROM
GAS
Gas: Allenfalls leichte Korrekturen
Bild: E&M
MARKTKOMMENTAR. Die Preise im Gasmarkt legten vereinzelt wieder etwas zu, bewegen sich aber immer noch auf historisch niedrigem Niveau.
Marktteilnehmer gehen davon aus, dass bei Preisen um 6 Euro/MWh die Gasförderer langsam an den Punkt kommen, an dem sich weitere Lieferungen nicht mehr rechnen. Entsprechend könnten die Mengen etwas eingeschränkt werden. Doch immer noch komme viel LNG in den Markt, das ursprünglich für asiatische Abnehmer bestimmt war und der Verbrauch bleibt weiter niedrig. Da ein Ende der Corona-Krise noch nicht abzusehen ist, rechnen die Marktteilnehmer damit, noch für längere Zeit Preise zu sehen, die in der Vergangenheit niemand, selbst bei milden Wintern, für möglich gehalten hätte. Kurzzeitige Preisaufschläge werden daher als „kurzzeitige Korrekturen“ verbucht.
 // VON Fritz Wilhelm MEHR...

Am langen Ende könnte jedoch tatsächlich eine abgestimmte Politik von Russland mit den anderen Ölförderstaaten für eine moderate Anhebung des Preisniveaus auch im Gasmarkt sorgen.

Der Day-Ahead-Kontrakt am niederländischen TTF kam am Nachmittag auf 7,03 Euro/MWh und damit etwa auf das Niveau des Vortagsschlusskurs. Der Fronmonat Mai wurde mit 6,88 Euro/MWh geringfügig höher als am Vortag gehandelt. Der Jahreskontrakt für 2021 wurde knapp 30 Cent höher gehandelt. Er kam auf 12,35 Euro/MWh.

Der Day-Ahead-Kontrakt für das deutsche NCG-Gebiet wurde mit 7,68 Euro/MWh in etwa auf dem Niveau des Vortagsschlusskurses gehandelt. Der Preis für den Frontmonat Mai bewegte sich um 7,40 Euro/MWh und der Jahreskontrakt 2021 um 12,70 Euro/MWh.
 // VON Fritz Wilhelm
 WENIGER



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