LADEINFRASTRUKTUR. Trotz wachsender Zahl von Ladepunkten hinkt Europas Infrastruktur dem E-Auto-Boom hinterher. Wo es genau hakt, zeigt der neue Ladereport von Gridx.
Die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Europa wächst − jedoch nicht schnell genug, um mit dem Markthochlauf Schritt zu halten. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Ladereport 2025 der „gridX GmbH“. Das Münchner Smart-Energy-Unternehmen rechnet vor: Um die politisch angestrebten 8,8
Millionen Ladepunkte bis 2030 zu erreichen, müssten europaweit wöchentlich rund 25.800 neue Ladepunkte installiert werden.
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Das ergibt sich aus einer Hochrechnung aufgrund der im Report genannten Zielzahl, dem aktuellen Stand von rund 750.000
Ladepunkten sowie dem verbleibenden Zeitraum von knapp sechs Jahren. Tatsächlich liegt die durchschnittliche Ausbaurate derzeit bei etwa 18.250 pro Woche, wie Gridx berichtet. Daraus ergibt sich ein rechnerisches Defizit von 7.550
Ladepunkten pro Woche. Hochgerechnet auf ein Jahr fehlen somit rund 393.600
Ladepunkte.
Im Jahr 2024 stieg die Zahl öffentlicher Ladepunkte in Europa laut den Münchnern um 37
Prozent auf über 750.000, während die Zahl der batterieelektrischen Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle, BEV) um 35
Prozent zunahm. Die verfügbare Ladeleistung legte sogar um 49
Prozent zu – vor allem durch neue Schnellladepunkte. Ladeeinrichtungen mit mehr als 22
kW machen inzwischen 18
Prozent aller Ladepunkte aus. Besonders stark wuchs das Segment der ultraschnellen Lader mit mehr als 150
kW – am stärksten in Norwegen, Finnland, Estland und Liechtenstein.
In Deutschland: Nur 1,73 Ladepunkte pro 1.000 EinwohnerDeutschland verzeichnete im vergangenen
Jahr mit über 39.400 neu installierten Ladepunkten europaweit den höchsten Zuwachs, darunter 12.566
DC-Schnellladepunkte. Dennoch liegt das Land mit 145
Ladepunkten pro 100.000 Einwohnern im europäischen Vergleich nur auf Platz
13. Auch beim Fahrzeugbestand steht Deutschland mit 24
E-Autos pro 1.000 Einwohnern im Mittelfeld. Führend bleibt Norwegen mit 148, Bulgarien verzeichnete mit plus 244
Prozent das stärkste Wachstum bei BEV-Zulassungen.
Die Niederlande sind beim Infrastrukturausbau weiter vorn − mit 10,04
Ladepunkten pro 1.000 Einwohnern und 66 Ladepunkten pro Kilometer Autobahn. In Deutschland liegt die Ladepunktdichte laut Gridx bei 1,73 pro 1.000 Einwohnern und 4,2 pro Kilometer Autobahn. Hinzu kommt: Die Vielzahl an Ladeanbietern mit unterschiedlichen Tarifen, Roaming-Regelungen und Zugangssystemen erschwert in vielen Regionen einen flächendeckend komfortablen Ladezugang.
Ein zentrales Ergebnis der begleitenden Nutzerumfrage: E-Autofahrer laden bevorzugt zu Hause. 53
Prozent der Ladevorgänge finden laut Gridx im privaten Umfeld statt, 15
Prozent am Arbeitsplatz und 32
Prozent öffentlich. Entscheidend sind Faktoren wie Preis, Komfort und Planbarkeit. 62
Prozent der Befragten kontrollieren regelmäßig ihren Ladestand und passen ihr Verhalten entsprechend an.
Ein deutlicher Trend zeigt sich bei der Nutzung smarter Ladelösungen, vor allem in Verbindung mit Photovoltaikanlagen. 93
Prozent der Befragten mit PV-Anlage besitzen eine eigene Wallbox, 82
Prozent nutzen eine App zur Steuerung des Ladevorgangs. Über ein Drittel der PV-Nutzer gibt an, das Fahrzeug fast ausschließlich mit selbst erzeugtem Solarstrom zu laden. Für Hersteller von Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur folgert Gridx daraus die Notwendigkeit, ihre Produkte stärker auf die Integration in dezentrale Energiesysteme auszurichten.
Durchschnittliche Schnellladezeit bei bis zu 30 MinutenAuch beim öffentlichen Laden steht Effizienz im Vordergrund. 70
Prozent der Befragten planen längere Fahrten inklusive Ladestopps vorab. 56
Prozent orientieren sich bei der Wahl der Schnellladestation am Kilowattstundenpreis. Rund 39
Prozent fahren bewusst weiter, um bevorzugte Ladepunkte zu erreichen. Die durchschnittliche Ladezeit an Schnellladern beträgt 20 bis 30
Minuten. Trotzdem haben 45
Prozent der Umfrageteilnehmer bislang kein Abo oder Tarifmodell mit vergünstigten Konditionen abgeschlossen.
Beim Blick auf die Preisstruktur fällt den Analysten von Gridx auf: In Mitteleuropa liegen die durchschnittlichen Kosten für einen typischen Ad-hoc-Ladevorgang zwischen 12 und 24
Euro. Die Spanne ergibt sich aus regionalen Unterschieden, unterschiedlichen Ladeleistungen sowie stark variierenden Tarifen je nach Anbieter und Standort. Besonders günstig ist das Laden in Island (7,70
Euro) und Portugal (8,50
Euro), wo der Markt deutlich homogener strukturiert ist als im deutschsprachigen Raum.
Der 40-seitige
„Charging Report 2025“ lässt sich über die Internetseite von Gridx anfordern.
// VON Davina Spohn WENIGER