PHOTOVOLTAIK. Ein Unternehmen will von Herbst an im Spessart PV-Module fertigen. Die Anlage soll perspektivisch eine Kapazität für jährlich 250 MW haben. Antworten zu „made in Germany“ vom BSW Solar.
Made in Germany – darauf arbeitet die Solar Fabrik GmbH hin. In Hösbach bei Aschaffenburg errichtet das Unternehmen die „Factory One“. Nach acht Jahren will es Solarmodule wieder im Heimatland produzieren. „Solarmodule gefertigt in Deutschland haben einen Markt und den erschließen wir uns jetzt“, hatte Solar-Fabrik-Chef Christian Laibacher beim Spatenstich vor einem Jahr gesagt. Inzwischen steht die Produktionshalle, seit Mai werden die Maschinen angeliefert.
// VON Manfred Fischer MEHR...
Die Serienproduktion soll diesen Herbst starten. 2026 soll die Anlage zunächst im Einschichtbetrieb laufen, die Produktionskapazität soll dann bereits oberhalb von 100
MW liegen. „Wir starten klein und können hochskalieren“, erklärt Yves Tamborini, Leiter Business Development, den Ansatz. Fünf bis sechs Mitarbeitende sind für den Anfang vorgesehen. Auf der Messe Intersolar, die bis zum 9.
Mai lief, suchte die Solar Fabrik darüber hinaus Vertriebler. Perspektivisch soll die Anlage im Dreischichtbetrieb mit 15
Mitarbeitenden eine Jahreskapazität von 250
MW haben. Das Investitionsvolumen beziffert die Geschäftsführung auf 6
Millionen Euro.
Zielgruppe: EigenheimbesitzerAus Hösbach sollen Module für ein einziges Marktsegment kommen: „Unsere erste Zielgruppe sind Eigenheimbesitzer“, erklärt Tamborini. Für Solarparks und große Aufdach-Anlagen seien Module made in Germany nur bedingt wettbewerbsfähig.
„Immer mehr Kunden wollen einen Wechselrichter und PV-Speicher aus Deutschland. Und sie wollen auch Solarmodule aus Deutschland“, ergänzt Laibacher und sieht das als Ausdruck eines Sicherheits- und Qualitätsbewusstseins. Zu Beginn sollen viele Komponenten noch aus Asien kommen, mittelfristig sei die Einbindung europäischer Lieferketten geplant.
Wie andere Unternehmen der Branche ist Solar Fabrik in Asien aktiv. In den vergangenen Jahren habe man dort jeweils Module mit einer Gesamtkapazität von rund 750
MW produziert, heißt es. Die Produktion in Fernost in soll in gleichem Umfang weiterlaufen. Den Preis für Module aus heimischer Produktion beziffert Laibacher bei unter 20
Cent je Watt, also angeblich nur geringfügig teurer als made in China.
Verband: Potenzial lässt sich mit Subventionen hebenDer Bundesverband der Solarwirtschaft sieht grundsätzlich Potenzial für Produzenten. „Es existieren in der EU forschungsstarke und innovative Unternehmen, die unter den richtigen politischen Rahmenbedingungen und mit finanzstarken Partnern in der Lage wären, die verbreiteten Technologien heimisch zu produzieren und vor allen Dingen auch innovative Solarmodul-Technologien in den Massenmarkt zu überführen“, so der Hauptgeschäftsführer des BSW Solar, Carsten Körnig, auf Anfrage dieser Redaktion.
Entscheidend sei die Förderkulisse „im internationalen Vergleich sowie die Verfügbarkeit von Finanzierungsinstrumenten, um Kostennachteile während der Hochlaufphase, zeitlich begrenzt, zu überbrücken“, sagt Körnig.
Chancen bei speziellen TechnologienNach Analyse des Verbands ist im Heimsegment der relative Anteil der Mehrkosten
europäischer Komponenten an den Systemkosten am geringsten, was dort zu größerem Spielraum führe. Dennoch, betont Körnig, sei auch hier eine Überbrückung der Kostendifferenzen und eine gezielte Förderung zu empfehlen, „da Investoren und Händler aufgrund der Unsicherheit in Bezug auf die Kostenentwicklung nur unzureichende Investitionsanreize in eine europäische PV-Wertschöpfungskette über mehrere Stufen haben“.
Mischsysteme aus europäischer und asiatischer Fertigung reduzierten die Mehrkosten und könnten somit wettbewerbsfähiger und sogar nach derzeitiger Formulierung des EU-Net Zero Industry Act unter bestimmten Bedingungen förderfähig sein.
Davon unberührt, erkennt der BSW Solar große Chancen „im Bereich der Spezial-Technologien“. Körnig verweist etwa auf ehemalige Nischenprodukte aus der bauwerkintegrierten PV oder Agri-PV. „Innovative Technologien wie Perovskit-Tandem-Module oder andere fortschrittliche Produkte im Bereich höchster Wirkungsgrade bieten zudem Marktchancen im Bereich der ,early adopter‘ (private Frühanwender - die Redaktion)“.
Aktuell scheint eine Renaissance des „Made in Germany“ in weiter Ferne. Körnig erinnert an eine Erhebung der Internationalen Energie-Agentur (IEA) von 2022, wonach China über 75
Prozent der weltweiten Modulfertigung, 85
Prozent der Zellfertigung und 97
Prozent der weltweiten Wafer-Fertigung verfügt: „Seitdem hat sich die Lage nicht verbessert.“
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme listete im „Photovoltaics Report“ im Juli 2024 neun Modullieferanten in Deutschland. Körnigs Fazit: „Mehr als ein Dutzend Modulproduzenten dürfte es in Deutschland nicht mehr geben.“
// VON Manfred Fischer WENIGER