STROM.
Die weitgehende Eigenstromversorgung kann sich für Firmen lohnen. Anfangsinvestitionen in Millionenhöhe sind binnen eines Jahrzehnts eingespielt, zeigt das Beispiel eines Möbelhauses.
Strom aus eigener Produktion, kombiniert mit einem Energiespeicher – das verspricht Unternehmen eine weitgehende Unabhängigkeit von den Schwankungen der Strompreise. Die „Chancen für Gewerbe und Industrie“ durch Öko-Energien diskutierte jetzt eine Veranstaltung des Regionalverbands Südwestfalen im Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW).
// VON Volker Stephan
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Am Tagungsort Arnsberg präsentierte der Solaranlagen-Bauer Entegro Photovoltaik-Systeme GmbH am 20.
Mai die Genese einer Anlage samt Speicher, die das Einrichtungshaus Ostermann ab August am Ruhrgebietsstandort Witten errichten lässt. Für die gewählte Konfiguration lasse sich das eingesetzte Geld in weniger als einem Jahrzehnt amortisieren, so Entegro-Geschäftsführer Dieter Röttger.
Das Fröndenberger Unternehmen berät seine Kunden umfassend, das schließt auch die Kalkulation verschiedener Anlagengrößen ein. In Witten liegt der jährliche Verbrauch bei etwa 2,7 Millionen kWh. Ostermann hat sich schließlich für eine Freiflächenanlage auf dem eigenen Gelände entschieden, die auf gut 1,3 MW Leistung kommt. Sie alleine würde für einen Autarkiegrad von 42 Prozent sorgen, bei einem Eigenverbrauch des erzeugten Stroms von 61 Prozent.
Entegro baut Solaranlage für Möbelhaus Ostermann in WittenDie Frage von Eigennutzung und/oder Einspeisung des erzeugten Stroms ist eine kniffelige Rechenaufgabe. Sie folgt auch physikalischen Überlegungen, schließlich produziert ein Sonnenkraftwerk nicht immer dann Strom, wenn das Möbelhaus ihn auch benötigt.
Entegro-CEO Röttger zeichnete die Vorteile auf, die entstehende Anlage in bestimmten Abschnitten in Betrieb zu nehmen und die mögliche Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) danach auszurichten. Für Witten zeichne sich ab, einerseits nicht-geförderten Strom selbst zu verbrauchen und andererseits einen Teil der Anlagenproduktion einzuspeisen und so die Marktprämie zu nutzen. Die Wahl, vorrangig einzuspeisen und nachrangig selbst zu verbrauchen, lasse sich beliebig treffen.
In Summe wäre die Investition von 1,235
Millionen Euro in die Anlage nach 5,9 Jahren wieder erwirtschaftet. Dies ergebe sich zum einen aus einer Ersparnis von gut 204.000
Euro pro Jahr durch das Vermeiden von (teuer) bezogenem Strom aus dem Netz. Und zum anderen gebe es für die eingespeiste Energie noch eine jährliche Vergütung von 24.000
Euro.
Mit einem Energiespeicher lässt sich diese Bilanz weiter verbessern. Die in 20 Containern eingelassenen Batteriezellen (Gesamtkapazität 3.500
kWh) können überschüssigen Solarstrom aufnehmen und die Eigenversorgung in sonnenarmen Zeiten erhöhen. Die Autarkie in der Stromversorgung erhöhe sich so auf 57,2
Prozent, so Dieter Röttger, der Eigenverbrauch am erzeugten Strom wachse auf 86,9
Prozent.
Hier ergeben sich Anfangsausgaben in Höhe von 672.000
Euro. Gleichzeitig lassen sich durch den Speicher zusätzlich gut 440.000
kWh Strom im Jahr nutzen. Dies vermeidet jährliche Stromkosten in Höhe von rund 85.000
Euro. Nach Abzug der jährlich anfallenden Wartungskosten von 8.500
Euro bleibt Ostermann in Witten ein Kostenvorteil von gut 73.000
Euro. Damit wären die Anfangsausgaben nach acht bis neun Jahren ausgeglichen.
Vom Döner-Laden nebenan zum Firmen-Standbein TürkeiWie Röttger von Entegro weiter erklärte, können Unternehmen auch über die sogenannte Arbitrage nachdenken. Um diese Kostenvorteile zu nutzen, müsse der Speicher möglichst bis Mitternacht geleert sein, um ihn dann mit günstigem Nachtstrom aus dem Netz neu zu füllen. Der Strom könne morgens, wenn die Solaranlage noch nicht das Maximum produziert, in den Betrieb gehen.
Das bringe, so Röttger, zwar nur 25
Euro pro Tag Ersparnis, bei geschätzt 300 Tagen im Jahr in Summe allerdings bereits 7.500
Euro. Auf zehn Jahre gerechnet stelle die Amortisierung sich dann etwa zehn Monate eher ein.
Entegro Photovoltaik-Systeme GmbH ist seit 2009 am Markt. In den vergangenen 16 Jahren hat die Solarindustrie in Deutschland Höhen – und vor allem – Tiefen erlebt. Entegro ist nach Angaben von Röttger eines der wenigen Unternehmen, die die Talsohle erfolgreich durchschritten haben. 45 Mitarbeitende erwirtschafteten zuletzt 18,6
Millionen Euro in Deutschland und etwa ebenso viel in der Türkei.
Das zweite Standbein Türkei hat sich übrigens durch einen kuriosen Zufall ergeben. Das benachbarte Fröndenberger Döner-Restaurant wandte sich irgendwann mit einer Frage zu Solaranlagen an Entegro. Daraus entstand dann sukzessive der Solarkraftwerksbau im Heimatland des Restaurant-Betreibers.
// VON Volker Stephan
WENIGER