Die Ausgaben steigen auf einen Rekordwert von 3,3 Billionen US-Dollar (umgerechnet rund 2,9
Billionen Euro). Und dies trotz des Gegenwinds durch erhöhte geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheit. Davon geht die Internationale Energie-Agentur (IEA) in ihrer am 5.
Juni vorgestellten Studie „World Energy Investment 2025“ aus.
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Ein Großteil der Aufwendungen entfällt auf saubere Energietechnologien wie erneuerbare Energien, Kernenergie, Netze, Speicherung, emissionsarme Brennstoffe, Effizienz und Elektrifizierung, die mit einer Investitionssummer von 1,9
Billionen Euro doppelt so viel Kapital anziehen wie fossile Brennstoffe und ebenfalls auf einen Rekordwert steigen.
Dies spiegelt nicht nur die Bemühungen um eine Verringerung der Emissionen wider, sondern auch den wachsenden Einfluss der Industriepolitik, Sorgen bezüglich der Energiesicherheit und der Wettbewerbsfähigkeit strombasierter Lösungen, heißt es in der 2025er-Ausgabe des IEA-Berichts. Die Investitionen in Erdöl, Erdgas und Kohle werden voraussichtlich 1,06
Billionen Euro erreichen.
„Inmitten der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, die die Aussichten für die Energiewelt trüben, sehen wir die Energiesicherheit als Haupttriebkraft für den Anstieg der weltweiten Investitionen in diesem Jahr auf einen Rekordwert von 3,3 Billionen US-Dollar, da Länder und Unternehmen versuchen, sich gegen eine Vielzahl von Risiken abzusichern“, erklärte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. „Die sich schnell verändernden wirtschaftlichen und handelspolitischen Rahmenbedingungen bedeuten, dass einige Investoren bei der Genehmigung neuer Energieprojekte eine abwartende Haltung einnehmen, aber in den meisten Bereichen haben wir noch keine nennenswerten Auswirkungen auf bestehende Projekte gesehen.“
China größter Energieinvestor weltweitBei der ersten Veröffentlichung Weltenergie-Investitionsberichts vor fast zehn Jahren hätte die Energieinvestitionen in China nur knapp vor denen in den Vereinigten Staaten gelegen, so Birol. „Heute ist China bei weitem der größte Energieinvestor weltweit und gibt doppelt so viel für Energie aus wie die Europäische Union − und fast so viel wie die EU und die Vereinigten Staaten zusammen.“
In den letzten zehn Jahren ist der Anteil Chinas an den weltweiten Ausgaben für saubere Energie von einem Viertel auf fast ein Drittel gestiegen, unterstützt durch strategische Investitionen in eine breite Palette von Technologien, darunter Solar-, Wind- und Wasserkraft, Kernkraft, Batterien und Elektrofahrzeuge. Gleichzeitig verlagern sich die weltweiten Ausgaben für die Förderung von Öl und Gas in den Nahen Osten.
Ein neues ElektrizitätszeitalterDie heutigen Investitionstrends zeigen deutlich, dass ein neues Elektrizitätszeitalter näher rückt. Vor einem Jahrzehnt waren die Investitionen in fossile Brennstoffe 30
Prozent höher als in Stromerzeugung, -netze und -speicherung. In diesem Jahr werden die Investitionen in die Stromerzeugung die Investitionen in den Sektoren Erdöl, Erdgas und Kohle um 50
Prozent übertreffen.
Weltweit haben sich die Ausgaben für die emissionsarme Stromerzeugung in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt, angeführt von der Solarenergie. Es wird erwartet, dass die Investitionen in die Solarenergie im Jahr 2025 ein Volumen von 393
Milliarden Euro erreichen werden, was sie zum größten Einzelposten unter den gesamten globalen Energie-Investitionen macht. Auch die Investitionen in Batteriespeicher steigen rapide an und erreichen in diesem Jahr mehr als 57
Milliarden Euro.
Die Kapitalflüsse in die Kernenergie haben in den letzten fünf Jahren um 50
Prozent zugenommen und werden im Jahr 2025 voraussichtlich 65,6
Milliarden Euro erreichen. Das rasche Wachstum der Stromnachfrage untermauert auch die anhaltenden Investitionen in die Kohleversorgung, vor allem in China und Indien. Im Jahr 2024 begann China mit dem Bau von fast 100.000
MW
neuer Kohlekraftwerke. Damit sind die weltweiten Genehmigungen für Kohlekraftwerke auf den höchsten Stand seit 2015 gestiegen.
Investitionen in Netze hinken hinterherEin besorgniserregendes Zeichen für die Sicherheit der Stromversorgung sieht die IEA darin, dass die Investitionen in die Netze, die sich derzeit auf rund 350
Milliarden Euro pro Jahr belaufen, nicht mit den Ausgaben für die Erzeugung und Elektrifizierung Schritt halten. Um die Stromversorgungssicherheit aufrechtzuerhalten, müssten die Investitionen in die Netze bis Anfang der 2030er-Jahre auf die gleiche Höhe wie die Ausgaben für die Stromerzeugung steigen. Dies wird jedoch durch langwierige Genehmigungsverfahren und enge Lieferketten für Transformatoren und Kabel behindert.
// VON Hans-Wilhelm Schiffer WENIGER