BILANZ.
Mit dem vergangenen Geschäftsjahr sind die Verantwortlichen der Thüga sehr zufrieden. Um die Zukunft des Stadtwerke-Verbunds abzusichern, haben sie strategische Stellschrauben im Blick.
Das neue Leitbild der Thüga-Gruppe heißt „Wir machen die Stadtwerke stark“. Knapp 100 Partner – von der Freiburger Badenova bis zur Zwickauer Energieversorgung – umfasst das Stadtwerke-Netzwerk. Mit dem Strategieprojekt „Horizonte+2030“ will die Thüga die Zukunftsfähigkeit dieser Unternehmen sichern und sie für die aktuellen Herausforderungen der Energie- und Wärmewende stärken. Regionale Kooperationen mit hohem Synergiepotenzial, ein aktives Portfoliomanagement, Lösungen für die Bearbeitung bundesweiter Aufgaben und Initiativen für Wachstum in neuen Geschäftsfeldern sind die vier Eckpfeiler, auf die sich der künftige Erfolg der Stadtwerke und der Gruppe stützen soll.
// VON Fritz Wilhelm
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„Die Energieversorger der Thüga-Gruppe arbeiten im Verbund hocheffizient“, sagt Constantin H. Alsheimer. „Da, wo es sinnvoll ist, sollen Stadtwerke in den Regionen durch Kooperationsmodelle künftig effizienter zusammenarbeiten – vergleichbar mit dem Modell von Volks- und Raiffeisenbanken oder der Edeka-Gruppe“, erläutert der Vorsitzende des Thüga-Vorstands im Jahresbericht des Unternehmens. Grundsätzlich sollen auch kommunale Unternehmen, die nicht zur Gruppe gehören, in das Kooperationsmodell integriert werden können. Voraussetzung sei allerdings, dass sich die jeweiligen Gesellschafter bereiterklären, sich an dem entstehenden „virtuellen“ Stadtwerk zu beteiligen.
Die Thüga selbst sieht für sich die Rolle des Initiators, Beraters und aktiven Begleiters. Ziel sei es, sich auch an regionalen Kooperationen zu beteiligen. Und um der Thüga „vor Ort ein Gesicht“ zu geben, wie es Alsheimer formuliert, soll es künftig Regionalverantwortliche geben.
Beteiligungsergebnis deutlich gestiegenAus den strategischen Eckpfeilern ergibt sich eine Reihe weiterer Grundsätze. So sollen künftig individuelle Projekte bei Partnerunternehmen nur umgesetzt werden, „wenn sie nachweislich effizienter als Gruppenlösungen sind“, heißt es im Jahresbericht. Gleichzeitig sei die Thüga bereit, bei Projekten mit einzelnen Partnern „unternehmerische Verantwortung“ zu übernehmen – also Chancen und Risiken.
Der strategische Eckpfeiler „Lösungen“ steht für die Zentralisierung von Aufgaben, „ohne die Stärken der Partnerunternehmen – wie ihre Marke oder regionale Verankerung – zu beeinträchtigen“, wie es weiter heißt. „Die Thüga-Gruppe bildet die größte Einkaufsgemeinschaft in der deutschen Energiewirtschaft“, betont Matthias Cord, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Aus dieser Position heraus haben die Unternehmen der Thüga-Gruppe im Jahr 2024 nach Angaben des Stadtwerke-Netzwerks bei einem verhandelten Ausschreibungsvolumen von 1,6 Milliarden Euro mehr als 250 Millionen Euro an Kosten sparen können. Wo bisher vor allem der Einkauf und die Materialwirtschaft im Fokus standen, sollen künftig auch die Digitalisierung und das Regulierungsmanagement verstärkt von Synergien und Skaleneffekten profitieren.
Die Optimierung des Beteiligungsportfolios ist und bleibt ein zentrales Element der Thüga-Strategie. Allerdings, so kündigt Anne Rethmann, Finanzvorständin der Thüga, an: „Wir wollen das Portfolio noch stärker als bisher aktiv managen, die regionale Arrondierung forcieren und in das strategische Wachstum der Gruppe investieren.“
Wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt, ist das Beteiligungsergebnis der wichtigste Leistungsindikator in der Gewinn- und Verlustrechnung der Thüga Aktiengesellschaft. Im Vergleich zum vorangegangenen Jahr ist dieser Wert 2024 um 23,3 Millionen Euro auf 369 Millionen Euro gestiegen. Dies sei auf höhere Ausschüttungen und Ergebnisabführungen einzelner Beteiligungsgesellschaften zurückzuführen. Beim Bilanzgewinn ist allerdings ein Rückgang zu verzeichnen. Nach 344,4 Millionen Euro im Jahr 2023 stehen 295,3 Millionen Euro für das Geschäftsjahr zu Buche. Davon werden wie im Vorjahr 245 Millionen Euro als Dividende an die Anteileigner der Thüga Holding GmbH & Co. KGaA – die Kom9 GmbH & Co. KG, die Mainova, die N-Ergie und Enercity – ausgeschüttet. Thesauriert werden 50 Millionen Euro und 300.000 Euro auf neue Rechnung vorgetragen.
Als Konzernüberschuss ergeben sich 585 Millionen Euro für das vergangenen Geschäftsjahr. Im vorangegangenen Jahr waren es 323,3 Millionen Euro. Das Ebit beträgt 598,8 Millionen Euro (2023: 388,6 Millionen Euro).
Die Investitionen der Thüga-Gruppe beliefen sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 3,7 Milliarden Euro. Den durchschnittlichen jährlichen Investitionsbedarf bis 2035 beziffert das Unternehmen mit rund 4 Milliarden Euro. „Davon wird ungefähr die Hälfte allein für die Wärmewende benötigt“, erklärt Finanzvorständin Rethmann.
// VON Fritz Wilhelm
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