BILANZ.
Die Stadtwerke Osnabrück haben 2024 mehr Gewinn erwirtschaftet als erwartet. Der Vorstand sieht sich trotz geringerer Umsätze im Energiebereich in seinem Konsolidierungskurs bestätigt.
Das Geschäftsjahr 2024 ist bei den Stadtwerken Osnabrück das erste, für das das Vorstandsduo Daniel Waschow (Sprecher) und Dirk Eichholz (Finanzen) die volle Verantwortung trägt. Beide zeigen sich im Gespräch mit dieser Redaktion
zufrieden. 14,1 Millionen Euro Gewinn sind für die Südniedersachsen eine Verbesserung gegenüber 2023 – und auch diesmal darf das Erwirtschaftete im kommunalen Verbundunternehmen verbleiben.
// VON Volker Stephan
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Der Überschuss liegt rund 10 Millionen Euro höher als 2023 (4,4 Millionen Euro), dem Jahr, in dessen Verlauf Waschow und Eichholz vom Krisenmanager Stefan Grützmacher übernommen hatten. Die Stadtwerke waren 2021 und 2022 unter alter Führung in extreme Schieflage geraten, woraufhin die Kommune ihre stille Einlage um 21,5 Millionen Euro erhöht hatte. Hinzu kam die Bereitschaft, die Verluste aus dem ÖPNV temporär aus städtischer Schatulle zu begleichen.
Das gilt auch für 2024. Erst die Übernahme von 6 Millionen Euro Minus durch die Stadt ermöglicht dem Versorger den Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe. „Aber auch ohne dies“, so Vorstandsvorsitzender Daniel Waschow, „schneiden wir immer noch besser ab als im Vorjahr.“ Die weiteren Adjektive des Chefs, mit denen er das Jahr beschreibt, lauten „stabil“ und „zufriedenstellend“.
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Höherer Gewinn: Daniel Waschow (links) und Dirk Eichholz Quelle: Volker Stephan |
Abschied vom Deutschland-Geschäft fast vollzogenUnd in der Tat greifen die neuen Konzepte an der Hase auf unterschiedliche Weise, erwartete Umsatzrückgänge inklusive. Osnabrück hat sich, eine Lehre aus den schlechten Jahren, fast vollständig aus dem deutschlandweiten Vertrieb zurückgezogen. Das schlägt sich auf die abgesetzten Mengen beim Strom und Gas nieder. Die Umsätze sanken – auch durch Preisverfall – um 81,6 Millionen Euro (Strom) und 83,8 Millionen Euro (Gas).
Das Osnabrücker Energiegeschäft profitierte stattdessen von den Erlösen aus dem Netzbetrieb. Höhere Netzentgelte und Ausspeisemengen kompensierten hier in Teilen das Vertriebsergebnis. Dass das Unternehmen insgesamt 8 Millionen Euro mehr übrig behält als erwartet, liegt weiterhin an Auflösungen von Rückstellungen. Es wäre noch besser ausgefallen, wenn der Verkauf von Grundstücken sich nicht verzögert hätte.
Mit der Fokussierung auf den lokalen und regionalen Energievertrieb hätten sich die erwarteten „deutlichen“ Umsatzrückgänge auch eingestellt, so Dirk Eichholz. Insgesamt steht mit 594 Millionen Euro ein Minus von 17,6 Prozent gegenüber 2023 (721 Millionen Euro) zu Buche. Auch für das laufende Jahr erwartet der Vorstand rückläufige Zahlen: beim Umsatz auf 528 Millionen Euro (minus 11 Prozent), beim Ergebnis vor Steuern auf 12,4 Millionen Euro (minus 40 Prozent) und beim Gewinn auf 8,3 Millionen Euro (minus 41 Prozent).
Mit der Kapitalspritze durch die Stadt und die eingeleitete Konsolidierung gewinnen die Stadtwerke allerdings Handlungsspielraum. Dies zeigt sich zum Beispiel in den 2024 getätigten Investitionen, die 92,1 Millionen Euro erreicht haben – für Daniel Waschow ein „historischer Spitzenstand“. Und dabei handele es sich auch um realisierte Investitionen, „die man erst einmal mit allen Partnern und auf vielen Baustellen operativ umsetzen muss“. In Osnabrück sei dies gelungen.
Läuft 2025 nach Plan, erreichen die Investitionen wiederum einen Rekordwert – mit dann 126,6 Millionen Euro. Geld, das Osnabrück laut Daniel Waschow vor allem in die Infrastruktur für Wasser (Wasserwerk) und Energie (Stromnetze) stecken werde. Die Wärmewende werde ab dem kommenden Jahr allmählich konkreter, nachdem die Stadtwerke mit der Kommune nun die ersten Ergebnisse zur Wärmeplanung erarbeitet hätten.
Für die Beinfreiheit des Unternehmens ist aber auch die Eigenkapitalquote von Belang. Und die liegt 2024 trotz einer höheren Bilanzsumme wieder über der kritischen Marke von 20 Prozent, die für Kreditgeber und deren Konditionen eine Rolle spielt. 20,1 Prozent beträgt die Quote nun, nach 18,9 Prozent im Jahr 2023. Neben dem höheren Gewinn ermöglichten dies auch Eigenkapitalzuführungen in Höhe von 4,4 Millionen Euro.
Die Ergebnisse des Energiesektors im EinzelnenDer Absatz von Strom sank 2024 gegenüber dem Vorjahr um 19,9 Prozent auf 552,3 Millionen kWh. Auf Privatkunden entfielen 208,1 Millionen kWh (-10,3 Prozent), auf Gewerbekunden 57,4 Millionen kWh (-6,2 Prozent). Weil das Unternehmen aus der Erfahrung der Vorjahre das Risiko bei Sonderverträgen minimiert, schrumpft hier entsprechend das Geschäft: auf nunmehr 286,8 Millionen kWh (minus 27,5 Prozent). Mit Strom erwirtschaftete Osnabrück bei Endkunden einen Gesamtumsatz von 145,8 Millionen Euro, das ist ein Minus von 22,3 Prozent.
Beim Gas sind es 83,8 Millionen Euro Umsatz weniger als 2023. Der Absatz sank um fast ein Drittel auf 1,38 Milliarden kWh. Privatkunden verbrauchten 7,4 Prozent weniger (669,4 Millionen kWh), Gewerbe 12,2 Prozent weniger (307,1 Millionen kWh). Der Absatz über Sonderverträge halbierte sich auf 403,2 Millionen kWh. Damit erlösten die Stadtwerke bei Endkunden 230,9 Millionen Euro (minus 27,8 Prozent).
Das Wärmegeschäft blieb nahezu unverändert. Der Absatz stieg leicht auf 50,5 Millionen kWh und erbrachte einen geringfügig höheren Umsatz von 7 Millionen Euro.
// VON Volker Stephan
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