GASSPEICHER.
Die deutschen Gasspeicher sind noch lange nicht so voll, wie sie sein sollten. Für den kommenden Winter könnte es knapp werden.
Dunkelrot leuchtet der Füllstand des Speichers Rehden in der Übersicht der europäischen Speicherfüllstände von Gas Infrastracture Europe (GIE). Mit nur 2,8
Prozent Befüllung ist Deutschlands größter Speicher für Erdgas nahezu leer. Ein Blick auf die Homepage des Betreibers Sefe Storage zeigt: Von rund 44,7
Milliarden kWh Speicherkapazität sind 43,8 Milliarden kWh noch verfügbar.
// VON Katia Meyer-Tien
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Auch insgesamt ist der Speicherfüllstand mit rund 48
Prozent in Deutschland derzeit sehr niedrig: Im Krisensommer 2022 lag er Ende Juni bei rund 60
Prozent, 2023 und 2024 bei rund 80
Prozent. Gashändler Uniper erklärt auf Anfrage, woran das liegt: „Entscheidend für die Buchung beziehungsweise Nutzung von Gasspeicherkapazitäten durch die Marktteilnehmer ist die Preissituation im Gasmarkt, konkret insbesondere der sogenannte Sommer-Winter-Spread“.
Weil Erdgas im Sommer im Normalfall günstiger ist als im Winter, haben die Marktteilnehmer einen wirtschaftlichen Anreiz zur Einspeicherung. „Seit Ende vergangenen Jahres war es jedoch umgekehrt – die Sommerpreise 2025 lagen über den Winterpreisen 2025/26, was die Speichernutzung unattraktiv machte. Diese Situation führte dazu, dass die verfügbaren Speicherkapazitäten nur teilweise gebucht wurden und noch beträchtliche Kapazitäten für das laufende Speicherjahr 2025/26 weiterhin ungebucht sind.“
Zwar hätten sich die Spreads mittlerweile etwas erholt, sie seien jedoch noch immer „sehr schmal“ und erlaubten es den Speicherkunden kaum, ihre Kosten der Befüllung (wie etwa Speicherentgelt, variable Kosten, Netzentgelt) für die bereits gebuchten Speicherkapazitäten zu decken oder neue zu kaufen.
Ziele gesenktFür das Erreichen der deutschen Gasspeicherfüllstandsvorgaben bedeutet das nichts Gutes. Dabei sind diese bereits niedriger als in den vergangenen Jahren. Im Frühjahr hatte das Bundeswirtschaftsministerium (damals noch BMWK, heute BMWE) per Ministerverordnung die Senkung der Füllstandsvorgaben zum 1.
November für alle Kavernenspeicher von 90
Prozent auf 80
Prozent beschlossen. Dieses Ziel gilt auch für die vier süddeutschen Porenspeicher Bierwang, Breitbrunn, Inzenham-West und Wolfersberg, die für die Versorgungssicherheit auch von Österreich und der Schweiz von Bedeutung seien.
Für die übrigen Porenspeicher – darunter auch den Speicher Rehden bei Bremen – wurden die Vorgaben auf 45
Prozent abgesenkt, sodass im Durchschnitt aller Speicher nur noch 70 Prozent erreicht werden müssen. Die Initiative Energien Speichern (Ines) hatte in ihrem Mai-Update bereits gewarnt, bei extrem kalten Temperaturen könnte mit diesen reduzierten Zielen eine Gasmangellage auftreten (wir berichteten).
Zumal die Marktteilnehmer noch immer abwarten: Betreiber Sefe Storage schreibt auf Anfrage: “Für die technische Erreichung eines Füllstandes von 45
Prozent zum 1.
11. müsste ab Mitte August eingespeichert werden.“ Und weiter „Wir beobachten den Markt weiterhin und stehen für eine kurzfristige Vermarktung unserer noch verfügbaren Kapazitäten bereit.“
Je mehr Zeit allerdings verrinnt, desto knapper wird der Spielraum für regulierende Eingriffe. Laut Gesetz kann die Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe (THE) eingreifen, um die gesetzlichen Füllstandsvorgaben zu erreichen. Hier gibt man sich aber – noch – abwartend: „Derzeit gehen wir – in Abstimmung mit dem BMWE und der BNetzA – davon aus, dass THE SBI keine Ausschreibungen oder Speicherbefüllungen durchführen wird“, heißt es auf Anfrage.
Füllstandsziel „nicht mehr gesichert erreichbar“Gashändler Uniper, selber Betreiber von Gasspeichern − darunter die süddeutschen Speicher Breitbrunn und Bierwang −, ist da skeptisch: „Wir sehen die Erreichung der Gasfüllstandsvorgaben für den 1.
November 2025 als sehr herausfordernd an – insbesondere für bestimmte Speicherstandorte, wie Breitbrunn, ist das Füllstandsziel nicht mehr gesichert erreichbar. Eine rein marktbasierte Befüllung wird unter den aktuellen Bedingungen kaum möglich sein.“
Uniper hatte im Mai angekündigt, Breitbrunn wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit zum 31.
März 2027 stilllegen zu wollen. Derzeit ist die Anlage mit 35,71
Prozent weit entfernt vom 80-Prozent-Ziel. Im kleineren Bierwang liegt der Füllstand immerhin schon bei 61,28 Prozent, während auch die anderen beiden süddeutschen Speicher Inzenham-West (Nafta, 21,06
Prozent) und Wolfersberg (Bayernugs, 6,22
Prozent) das Ziel wohl nur noch schwer erreichen können.
Grundsätzlich, so Uniper, honoriere der Markt den systemischen Wert von Gasspeichern, also ihre Rolle für Versorgungssicherheit und Netzstabilität, nicht ausreichend. Die Zahlungsbereitschaft der Kunden für Speicherkapazitäten decke somit oft nicht die Fixkosten, insbesondere bei saisonalen Speichern mit geringer Flexibilität. Das Fazit: „Uniper Energy Storage spricht sich deshalb dafür aus, dass die Regulatorik zeitnah überarbeitet werden muss, um langfristig Verlässlichkeit und Planungssicherheit zu bieten.“
// VON Katia Meyer-Tien
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