Die deutsche Erneuerbaren-Förderung ist zunehmend allein von Zahlungen aus dem Klima- und Transformationsfonds abhängig, weil die Vermarktung des geförderten Ökostroms so wenig einbringt wie schon lange nicht mehr.
// VON Georg Eble MEHR...
Aus Transparenzveröffentlichungen der vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 9.
Juli geht hervor, dass im Juni ein Zuschuss aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) des Bundes von 2,41
Milliarden Euro nötig war, um Auszahlungen der gesetzlichen Förderung in Höhe von 2,43
Milliarden Euro zu finanzieren und das EEG-Konto von der roten in die schwarze Null zurückzubringen. Der Monatszuschuss war der bisher höchste im Jahr 2025, im Vormonat Mai waren es noch 1,63
Milliarden Euro gewesen. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr aus dem KTF 7,43
Milliarden Euro ins EEG-Treuhandkonto der ÜNB gepumpt.
Der Zuschuss soll laut dem im Bundestag befindlichen Etatentwurf 2025 künftig vom Kernhaushalt kommen und in diesem Jahr 17,2
Milliarden Euro betragen
(„Zuschuss Entlastung beim Strompreis“, unter ressortübergreifenden „Allgemeinen Bewilligungen“, Titel 683 07, Seite 35). Vergangenes Jahr betrug der Zuschuss aber 20,9
Milliarden Euro und verteilte sich fast gleich auf die beiden Halbjahre.
Das heißt: Sollte der Entwurf genau so beschlossen werden, ist ein Nachtragsetat oder eine überplanmäßige Haushaltsführung schon programmiert.
Der geringste Juni-Erlös seit 2021Am Markt erzielten die ÜNB mit der Pflichtvermarktung geförderten Ökostroms im Juni lediglich 125
Millionen Euro, ähnlich wenig wie im Mai. Das war der geringste Markterlös in einem Juni seit Juni 2021, als 106
Millionen Euro eingespielt worden waren. Im Juni 2024 waren die treuhänderischen Umsätze an der Spotbörse mit dem Ökostrom noch mehr als doppelt so hoch gewesen.
Der Kostendeckungsgrad, wenn man nur die Markteinnahmen den Pflichtauszahlungen gegenüberstellt, betrug nur noch 5,2
Prozent. Das ist kein Allzeittief, wenn man an 2020/21 zurückdenkt, aber das EEG-Konto hatte seit der Energiekrise, als die Spotmarkt-Preise in die Höhe schnellten, auch schon Werte oberhalb von 8
Prozent gesehen (wir berichteten).
Hauptgrund: Solarstrom kannibalisiert sich und andereDie geringen Markterlöse sind im Wesentlichen auf die Kannibalisierung von Solarstrom in der Day-ahead-Auktion während des Sommers zurückzuführen. Da die Millionen PV-Anlagen mehr oder weniger gleichzeitig tagsüber mit einer Mittagsspitze einspeisen, senken sie die entsprechenden Stundenpreise in der Spot-Auktion.
Den zweiten Monat in Folge lagen die spezfischen Marktwerte von PV-Strom unter 2
Cent, im Mai noch hauchdünn darunter, im Juni dann bei nur noch 1,843
Cent/kWh. Der letzte Monat, in dem Solarstrom noch weniger erlöste, war der Mai 2020 mit 1,413
Cent/kWh; im April davor war mit 0,89
Cent/kWh der bisherige Tiefpunkt erreicht worden.
Der durchschnittliche Graustrom-Spotpreis - im Februar noch zweistellig - senkte sich von Mai bis Juni, ebenfalls durch die PV-Einspeisung, leicht von 6,73 auf 6,40
Cent/kWh. Die anderen grünen Technologien, die auch zu teureren Stunden einspeisen, erlösen fast immer wesentlich mehr als PV. Ihre Marktwerte sanken nun aber auch unter 6
Cent/kWh (Wind offshore: 5,82
Cent, onshore: 5,14
Cent).
Es gab von März bis Juni durchgehend Sechs-Stunden-Abschnitte mit negativen Strompreisen, sodass größere Anlagenbetreiber ab 100
kW, die währenddessen einspeisten, zeitgleich ihre Marktprämien-Förderung verloren. Die Millionen Haushalte mit kleineren PV-Anlagen behalten aber ihre Einspeisevergütung, wobei es für viele wiederum günstiger ist, ihren Strom selbst zu verbrauchen.
Die Zeitreihen der Monatsmarktwerte von Ökostrom von Januar 2011 bis Juni 2025 stehen auf der
Transparenzseite der ÜNB zur Verfügung. Die EEG-Kontoabrechnungen im selben Zeitraum sind
auf einer anderen Unterseite veröffentlicht.
// VON Georg Eble WENIGER