BILANZ.
Mit einem Appell für eine effiziente Energiewende hat Eon-Chef Leonhard Birnbaum die Präsentation der Halbjahreszahlen versehen. Die Essener liegen mit ihrem Ergebnis über dem Vorjahr.
Zufrieden mit der eigenen Performance, kritisch gegenüber der Regulierungsbehörde: Eon steht nach dem ersten Halbjahr 2025 noch besser da als im Vorjahr. Die Präsentation der Zahlen am 13. August nutzte CEO Leonhard Birnbaum, um hart mit der Bundesnetzagentur ins Gericht zu gehen. Sie „riskiert mit ihren Festlegungen, die Energiewende auszubremsen“, so der Eon-Chef vor einer Medienrunde.
// VON Volker Stephan
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Das Dauerthema in der Branche, von Birnbaum als „Elefant im Raum“ bezeichnet, ist die künftige Netzregulierung. Es sei eine international wettbewerbsfähige Verzinsung der eingesetzten Summen erforderlich, sonst gebe es perspektivisch keine private Investition in die deutschen Netze. Wie in Großbritannien müsse die Eigenkapitalrendite nominal 8 Prozent nach Steuern betragen. Auch die weiteren Netzkosten seien noch „Stolpersteine“.
Eon als großer Netzbetreiber steckt bis 2028 bekanntlich einen Großteil der 43 Milliarden Euro Investitionen in die Netze, die in Deutschland eine Länge von etwa 700.000 Kilometer haben. Die Investitionen für die nächste Regulierungsperiode (2029 bis 2034) wollte Eon jedoch nach wie vor nicht beziffern. Der Grund: Die Konsultationen mit der Bundesnetzagentur liefen noch, aufgrund des fehlenden „regulatorischen Umfelds“ habe Eon noch „nicht genügend Sicherheit“ für eine gesicherte Aussage, so Finanzchefin Nadia Jakobi.
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Kann die Investitionen ab 2029 noch nicht beziffern: Eon-CFO Nadia Jakobi. Quelle: Volker Stephan |
Nettoverschuldung liegt laut CFO im RahmenDie bisherigen und laufenden Investitionen in die Netze zahlten sich für Eon auch im ersten Halbjahr aus. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern (Ebitda) stieg um 13 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,9 Milliarden Euro). Der bereinigte Gewinn erreichte 1,9 Milliarden Euro, ein Plus von 10 Prozent oder 100 Millionen Euro.
An der Jahresprognose hält der Essener Energiekonzern fest. Es werde beim Ebitda auf 9,6 bis 9,8 Milliarden Euro hinauslaufen, beim Gewinn auf 2,85 bis 3,05 Milliarden Euro. Jeder Anteilsschein werde dann einen Wert von 1,09 bis 1,17 Euro erreichen.
Finanzchefin Jakobi sagte, Eon liege mit der Nettoverschuldung im üblichen Rahmen. Das Viereinhalbfache des Ebitda werde auch Ende 2025 erreicht. Bei rund 10 Milliarden Euro und einer Verschuldung von leicht unter 44 Milliarden Euro sind „wir wie 2024 voll auf Kurs“.
Allmählich ungeduldig wird Leonhard Birnbaum mit dem Fortgang der Energiewende. Es sei zum Beispiel Pragmatismus gefragt beim Zubau von Gaskraftwerken. Robert Habeck (Grüne) habe mehr als 20.000 MW zubauen wollen, mit der Option, sie auf Wasserstoff umzustellen. Wenn seine Nachfolgerin im Bundeswirtschaftsministerium, Katherina Reiche (CDU), nun über 20.000 MW rede, dann sei das nicht das von vielen befürchtete „Zuschütten mit fossilen Energien“, so Birnbaum.
Deutschland solle nach Auffassung des CEO nun „mit Gelassenheit“ denBau der erforderlichen Kraftwerke angehen und mit den ersten 5.000 bis 10.000 MW Leistung beginnen. Mit einem „alle zwei Jahre“ zu wiederholenden Monitoring könne die Politik hernach feststellen, ob wirklich mehr notwendig sei.
Das von Reiche initiierte Monitoring der Energiewende insgesamt hält Leonhard Birnbaum für sinnvoll. An erneuerbaren Kraftwerken sei nur noch das zuzubauen, „was gebraucht wird“. Als Netzbetreiber wisse Eon sehr genau, dass weitere Anschlüsse in Gebieten mit bestehenden Netzengpässen zu hohen Kosten führten, etwa durch das spätere Abregeln. Die Netze „sind am Limit“, ein „technologieoffener Kapazitätsmarkt“ nötig. Subventionen für Erneuerbare müsse der Gesetzgeber „deutlich streichen“. Stromspeicher etwa „entlasten meist gar nicht, sondern treiben die Kosten.“
Auch Eon kann nicht alle Anschlusswünsche erfüllen. Das zeige sich etwa bei geplanten Rechenzentren. Bisher haben die Essener 5.000 MW Leistung bedienen können, Anfragen gebe es laut Birnbaum über 50.000 MW. Die gewünschte Leistung betrage im Schnitt 250 MW bei insgesamt 400 Anträgen. Wer in welcher Reihenfolge und in welchem Umfang zum Zuge kommt, „damit tun wir uns schwer“, so der Eon-Chef. Es brauche hier ein intelligentes „Queue-Management“ mit Hilfe der Politik.
// VON Volker Stephan
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