BILANZ.
Geringere Erträge aus konventionellen Kraftwerken und Offshore-Anlagen haben das Ergebnis von RWE gedrückt. Chef Markus Krebber bezeichnet das erste Halbjahr als gut und ordentlich.
RWE hat im ersten Halbjahr 2025 weniger gute Geschäfte gemacht als im Vorjahreszeitraum. Dies entspreche aber den Erwartungen, sagte Vorstandsvorsitzender Markus Krebber bei der Präsentation der Zahlen am 14.
August.
// VON Volker Stephan
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Vor allem die rückläufigen Einnahmen bei den konventionellen Kraftwerken („flexible Energieerzeugung“), bei den Windparks auf hoher See und folglich im Energiehandel drücken das Ergebnis. Schwache Winde wirkten sich zwar auch auf die Windkraftanlagen an Land aus. Durch den anhaltenden Zubau von Onshore-Parks brachten mehr Turbinen unter dem Strich auch mehr Geld ein, flankiert durch die Gewinne aus Solaranlagen.
In Summe landet der Essener Energiekonzern nach den ersten sechs Monaten bei 2,1
Milliarden Euro im bereinigten Ergebnis vor Steuern (Ebitda) und bei 775
Millionen Euro bereinigtem Gewinn. Zur Mitte 2024 waren die Zahlen besser: 2,9
Milliarden beziehungsweise 1,9
Milliarden Euro.
Bis zu 5,1 Milliarden Euro Gewinn im GesamtjahrDas Ergebnis hatte RWE erwartet, entsprechend ordnete Markus Krebber es als „gut“ – und später „ordentlich“ – ein. Auch an der Prognose für das Gesamtjahr machte er keine Abstriche. RWE will beim Ebitda den Korridor zwischen 4,5 und 5,1 Milliarden Euro erreichen, beim Gewinn peilen die Essener 2,3 bis 2,9 Milliarden Euro an.
Auf die Aktie umgerechnet liegt das Halbjahresresultat bei 1,06 Euro und damit etwa auf der Hälfte des angestrebten Jahreswerts von 2,10 Euro. Bis 2030 soll der Gewinn hier auf etwa 4 Euro steigen. Ausschütten will RWE am Jahresende 2025 mit 1,20 Euro je Anteilsschein „wieder zehn Cent mehr als im Vorjahr“, so der Unternehmenschef.
Finanzchef Michael Müller zeigte sich nach wie vor überzeugt vom Ansatz, sowohl flexible Energieerzeugung als auch die Integration Erneuerbarer zu verfolgen. Wind- und Solarenergie habe das Unternehmen vor allem in den USA ausgebaut. Die schwierige Haltung der Trump-Administration zu den Erneuerbaren und ihre Zoll-Politik drücken die Stimmung gleichwohl etwas.
Markus Krebber geht aufgrund des „dynamisch wachsenden Strombedarfs“ in den USA davon aus, dass mit Windkraft und Solaranlagen an Land weiter gute Geschäfte zu machen sein werden. RWE beziehe so viele Komponenten wie möglich von US-Firmen. Wo Importe nötig sind, „müssen unsere Lieferanten möglichst das Zollrisiko übernehmen“, so der Vorstandschef. Alles in allem sei das Investitionstempo dadurch allerdings „verlangsamt“.
Die Lage in Deutschland beschreibt er ähnlich. Die Nullrunde bei der jüngsten Offshore-Auktion spreche dafür. Großbritannien gebe hier ein besseres Bild ab, zweiseitige Differenzverträge (CfD) würden durch die garantierten Strompreise Planungssicherheit für neue Projekte geben. RWE bereitet Pläne für Meeresfarmen mit einer Gesamtleistung von 7.500 MW vor. Wie viel davon in die Auktion für Oktober gehen, wollte er nicht sagen.
Schulterschluss von Politik und Wirtschaft nötigEine Aufteilung in regionale Strompreiszonen würde in Deutschland laut Krebber jahrelange Unsicherheit und Unternehmen dazu bringen, Investitionen zurückzustellen. Die Energiewende einem „Realitätscheck“ zu unterziehen, wie die neue Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) dies tue, sei wichtig. Wenn der Erneuerbaren-Ausbau „nicht beim Verbraucher ankommt“, sei das schlecht. Es gelte, den Zubau mit dem Netzausbau zu synchronisieren.
Bei dem von der Ministerin angekündigten Bau neuer Gaskraftwerke will RWE ein gehöriges Wörtchen mitreden. Fast ein Drittel der noch für dieses Jahr erwarteten Ausschreibung soll auf die Essener entfallen: 3.000 MW von 10.000
MW, die Krebber noch bis Jahresende „auf den Weg gebracht“ sehen möchte. Zulieferverträge seien verhandelt, Genehmigungsprozesse in Vorbereitung. Wichtig sei nun ein „einfaches“ Ausschreibungsdesign für die Gaskraftwerke: „Unnötige Überregulierung macht die Energiewende nur teuer.“
Markus Krebber glaubt, die ersten neuen Gaskraftwerke bis 2030 ans Netz bringen zu können. Insgesamt sei ein „Schulterschluss von Politik und Wirtschaft“ bedeutsam, um den Wirtschaftsstandort Deutschland attraktiv zu halten. RWE stehe für sinnvolle Investitionen bereit, 2,5
Milliarden Euro steckte das Unternehmen im ersten Halbjahr in neue Erzeugungskapazitäten. 11.200
MW seien in Bau, davon wolle RWE bis Ende 2025 bereits 3.000
MW in Betrieb nehmen.
Die Investitionen (bis Ende 2025 sollen es 7
Milliarden Euro werden) steigerten die Nettoverschuldung zur Jahresmitte auf 15,5
Milliarden Euro. Zum Ende des Bilanzjahres soll das Verhältnis von Verschuldung zu Ebitda den Faktor 3 betragen, damit hätte die Nettoverschuldung bereits jetzt den Maximalwert erreicht.
// VON Volker Stephan
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