WASSERSTOFF.
Über einen PV-Zuschlag an Enertrag und dessen Zusammenhang mit Elektrolyse hat Ulrich Heindl von dem brandenburgischen Projektentwickler dieser Redaktion ein Interview gegeben.
Ulrich Heindl ist Executive Vice President Engineering bei Enertrag mit Hauptsitz in Dauerthal. Der Allgäuer ist dem Büro München zugeordnet.
// VON Georg Eble
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Enertrag hat mit einer 10,2-Megawatt-Photovoltaikanlage in Oranienburg – auch Brandenburg – einen Zuschlag erhalten, und zwar das “Enertrag Wasserstoffwerk Heidekrautbahn”. Was steckt dahinter?Ulrich Heindl: Das ist ein Projekt, das wir dort im Rahmen unseres Verbundkraftwerks errichten: PV wird kombiniert mit Erzeugung von Wasserstoff, den wir an eine Zuglinie liefern.
Haben Sie in der Sektorkopplung mehr vor? Heindl: Im Rahmen der Verkehrswende wollen wir nicht nur Pkw oder Lkw, sondern auch Zuglinien mit Wasserstoff versorgen. Nur wenn der Wasserstoff grün erzeugt wird, unterstützt er auch die Reduktion von CO2.
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Ein wasserstoffbetriebener Zug „Mireo Plus H“ der Heidekrautbahn Quelle: Siemens Energy |
Sie bekommen nur für ins Netz eingespeisten Strom eine Vergütung. Der wird schon mal nicht für Wasserstoff verwendet. Was ist der Hintergrund? Heindl: Zwischen der Verwendung des Stroms direkt und zur Wasserstoff-Erzeugung wollen wir das flexibel halten. Deswegen haben wir uns auch entschieden, mit den im Rahmen des Wasserstoffwerks errichteten PV-Anlagen separat an der Ausschreibung teilzunehmen.
Was ist schon realisiert an dem Verbundkraftwerk und was harrt noch der Inbetriebnahme? Heindl: Alles ist momentan in Bau. Die PV-Anlage ist weiter fortgeschritten. Im Wasserstoffwerk werden die ersten Komponenten gerade auf die Fundamente gestellt. Da rechnen wir damit, dass die Inbetriebnahme bis Ende des Jahres erfolgt.
Was ist die Kapazität dieses Wasserstoffwerks? Heindl: Das Wasserstoffwerk hat eine Kapazität von sechs Megawatt Elektrolyse für die Wasserstoffproduktion.
Was für ein Verfahren verwenden Sie? Heindl: Wir haben uns bei dem Projekt für eine PEM-Elektrolyse entschieden, von einem Hersteller aus Deutschland. Die PEM-Elektrolyse (Proton Exchange Membrane, die Redaktion) hat den Vorteil, dass sie flexibler rauf- und runtergefahren werden kann. Für uns ist das in dem Zusammenhang wichtig, weil wir sehr schnell auch auf die Verfügbarkeit von Strom aus PV und aus dem Netz, den wir über grüne PPA (Power Purchase Agreements, die Redaktion) beziehen, reagieren wollen.
Die Heidekrautbahn fährt bereits mit Wasserstoff. Geht es jetzt nur noch um den Switch zwischen blauem und grünem Wasserstoff? Heindl: Sie haben recht, die Heidekrautbahn fährt bereits seit letztem Dezember und wird auch schon von uns, von Enertrag, mit Wasserstoff versorgt, der aber momentan noch grau erzeugt wird. Wir wollen ihn sowohl grün als auch vor Ort erzeugen, um eine lokale Wertschöpfung darzustellen. Deswegen wird, sobald das Werk Ende des Jahres fertig ist, die Versorgung von dort erfolgen.
Wie ist generell Ihr Ansatz zur Sektorkopplung? Was ist dazu in den nächsten Monaten und Jahren von Enertrag zu erwarten? Heindl: Seit 25 Jahren ist Enertrag ein Wind- und Solarenergie-Erzeuger. Wir sind diesbezüglich auch international aktiv. Aber auch schon seit 15
Jahren produzieren wir grünen Wasserstoff in der Nähe von unserem Hauptsitz in Dauerthal, weil unser Gründer, Jörg Müller, schon sehr früh erkannt hat, dass Wind- und Solarstrom die Energiewende nicht alleine schaffen werden, sondern dass durch die Volatilität etwas Zusätzliches, Ergänzendes erforderlich ist. Das Optimale dafür ist grüner Wasserstoff, den man mit Solar- und Windstrom erzeugt, speichern kann und gegebenenfalls auch zur Rückverstromung wiederverwenden kann.
Diesbezüglich wollen wir Verbundkraftwerke errichten, damit wir Wind und Solar überbauen können, den erzeugten Strom teilweise in Batterie oder in Wasserstoff speichern und so die Netzverknüpfungspunkte optimal auslasten können. Diesen Verbundkraftwerks-Charakter haben wir schon in der Uckermark realisiert und wollen ihn in den nächsten Jahren an anderen Standorten, sowohl in Deutschland als auch in den internationalen Märkten, in denen wir aktiv sind, umsetzen.
Bildet die Regulatorik, vor allem auch die Ausschreibungsregulatorik, dieses Erfordernis der Sektorkopplung im Sinne von ”Nutzen statt abregeln”, von Elektrifizierung anderer Sektoren mit Ökostrom ab? Heindl: Ganz aktuell noch nicht, aber wir haben schon Bewegung gesehen. Für Hybridisierung und Überbauung wurden in der letzten Legislaturperiode schon Initiativen gestartet. Wir warten jetzt darauf, dass es aktuell in den Ausschreibungen umgesetzt wird. Da sind wir ganz optimistisch, dass das zeitnah geschehen wird.
Aber die verschiedenen erneuerbaren Technologien bleiben in den Ausschreibungen getrennt. Heindl: Wird wohl so bleiben. Auch da würden wir uns wünschen, dass es Bewegung gibt. Aber da gehen wir einfach Schritt für Schritt vor.
// VON Georg Eble
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