Die Energiemärkte haben sich zur Wochenmitte uneinheitlich entwickelt. Während am deutschen Strommarkt schwächere Notierungen entlang der Kurve einem deutlich festeren Day-Ahead gegenüberstanden, führten niedrigere Einspeiseprognosen sowie Produktionsausfälle in Frankreich zu zusätzlichen Impulsen.
// VON Marie Pfefferkorn MEHR...
Der CO2-Markt legte spürbar zu, getrieben von Finanzinvestoren. Ein hohes Auktionsvolumen in der laufenden Woche könnte das Auktionsvolumen aber noch begrenzen. Erdgas notierte etwas fester, wobei die geplante Pipeline von Russland nach China US-LNG-Exporteure zwingt, sich auf andere Märkte zu konzentriere und gleichzeitig die Abhängigkeit Europas von flexiblen LNG-Lieferungen unterstreicht.
Strom: Überwiegend etwas schwächer hat sich der deutsche OTC-Strommarkt zur Wochenmitte präsentiert. Der Day-Ahead gewann hingegen im Base 22 auf 87,75 Euro/MWh und im Peak 48,50 auf 90,75 Euro/MWh.
Grund für den Anstieg bei Day-Ahead war die Erneuerbaren-Prognose, denn die Einspeisung soll am Donnerstag wieder deutlich geringer ausfallen als noch am Mittwoch. Für die darauf folgenden Tage stellen die Meteorologen von Eurowind dann weiter sinkende Erneuerbaren-Beiträge in Aussicht.
In Frankreich sorgte ein landesweiter Streik von Beschäftigten in der Energiewirtschaft für Einschränkungen bei der Atomstromproduktion und stützte die Preise. Kraftwerksbetreiber EDF habe bereits reduzierte Produktionskapazitäten gemeldet, wie Bernadett Papp, Head of Market Analysis von
Pact Capital berichtet.
Am langen Ende des deutschen Strommarktes verlor das Cal 26 bis zum Nachmittag um 0,25 auf 85,53 Euro/MWh.
CO2: Mit deutlichem Plus haben sich die CO2-Preise am Mittwoch gezeigt. Der Dec 25 gewann bis gegen 14 Uhr 0,98 auf 74,59 Euro/Tonne. Umgesetzt wurden bis zu diesem Zeitpunkt 12,4 Millionen Zertifikate. Das Hoch lag bei 74,67 Euro, das Tief bei 73,42 Euro.
Am CO2-Markt hätten sich am Mittwoch zum Handelsstart gemischte Vorzeichen gezeigt, fasst Bernadett Papp zusammen. Während die europäischen Aktien-Futures leicht fester tendierten, kamen Abwärtsimpulse von den Strompreisen.
Das hohe Auktionsvolumen in dieser Woche könnte zusätzlich belastend für den CO2-Markt wirken. Gleichzeitig dürfte die anstehende Veröffentlichung der Commitment-of-Traders-Daten für erhöhte Volatilität sorgen. Für den richtungsweisenden EUA-Dec-25-Kontrakt bleibe damit ein erneuter Test der kurzfristigen Unterstützungsmarken möglich, auch wenn bei steigender Nachfrage von Finanzinvestoren ebenso eine Gegenbewegung einsetzen könnte.
Erdgas: Etwas fester haben sich die europäischen Gaspreise am Montag präsentiert. Der Frontmonat am niederländischen TTF gewann bis gegen 14 Uhr 0,20 auf 32,10 Euro/MWh. Am deutschen THE zeigte sich der Day-Ahead mit einem Plus von 1,05 auf 32,950 Euro/MWh.
Die Einigung auf den Bau einer Gas-Pipeline von Russland nach China durch die Mongolei macht nach Einschätzung von Marktbeobachtern die Situation der US-LNG-Exporteure komplizierter. Unternehmen planen aktuell, in den kommenden Jahren deutlich mehr Gas nach Asien zu liefern. Konkurrenz aus Russland könnte dies jedoch erschweren.
Russland könnte „fast 60 Milliarden Kubikmeter zusätzliche Pipelinekapazität nach China hinzufügen – ein schwerer Schlag für die LNG-Industrie, unmittelbar vor der größten jemals gesehenen Ausbauwelle“, schrieb Anne-Sophie Corbeau, Research Scholar am Center on Global Energy Policy der
Columbia University.
Marktteilnehmer gehen aber davon aus, dass die US-Exporteure weiterhin über zahlreiche Absatzmärkte verfügen. Schließlich haben die USA ihre Lieferungen nach Europa, das vor dem Ukraine-Krieg den Großteil seines Erdgases aus Russland bezog, bereits massiv ausgeweitet. Auch in den kommenden Jahren dürfte das Exportvolumen in Richtung Europa weiter steigen, wenngleich Asien langfristig den größten Teil des globalen LNG-Wachstums auf sich vereinen dürfte.
Zudem werde damit die Wahrscheinlichkeit, dass nennenswerte Mengen an Pipelinegas nach Europa zurückkehren, weiter reduziert, da sich Russland stärker auf den asiatischen Markt konzentriere. Europa verliere damit strukturell an Bedeutung als Hauptabnehmer russischen Erdgases − eine Entwicklung, die seit dem Ukraine-Krieg ohnehin eingesetzt hat, hieß es am Markt. Das würde auch bedeuten, dass die Bedeutung von LNG für den europäischen Markt weiter wächst. Insgesamt festige das Russland-China-Abkommen die Entwicklungen der vergangenen Jahre: Europa bleibt auf flexible LNG-Lieferungen angewiesen, während Russland seine langfristigen Absatzmärkte in Asien aufbaut.
// VON Marie Pfefferkorn WENIGER