Uneinheitlich hat sich der Energiekomplex am Donnerstag gezeigt. Während die Strompreise durchweg fester tendierten, zeigte sich der CO2-Markt nach dem deutlichen Anstieg vom Vortag nahezu unverändert. Die europäischen Gaspreise gaben hingegen leicht nach: komfortable Speicherstände und kontinuierliche LNG-Zuflüsse wirken dämpfend.
// VON Marie Pfefferkorn MEHR...
Strom: Durch die Bank fester hat sich der deutsche OTC-Strommarkt am Donnerstag präsentiert. Der Day-ahead gewann im Base 12,50 Euro auf 100,25 Euro/MWh, für den Peak ging es um 4,25 Euro auf 95,00 Euro/MWh nach oben.
Für den Freitag haben die Meteorologen von Eurowind einen kräftigen Rückgang der Erneuerbaren-Einspeisung in Aussicht gestellt. Mit Ausnahme vom Sonntag, an dem mehr Wind und Sonne anfallen sollen, wird auch für die darauf folgenden Tage eine relativ stabile Einspeisung erwartet.
Das US-Wettermodell erwartet bis zum 10. September eine zumeist unterdurchschnittliche Windstromeinspeisung. Nach einer kurzen, windigeren Phase soll es dann ab dem 13. September wieder unterdurchschnittliche Einspeisemengen geben. Die Temperaturen sieht das US-Modell bis zum Ende des Betrachtungszeitraums am 19. September überdurchschnittliche Werte.
Am langen Ende des Strommarktes gewann das Cal 26 bis zum Nachmittag 0,55 Euro auf 86,08 Euro/MWh.
CO2: Kaum verändert hat sich der Markt für Emissionszertifikate am Berichtstag gezeigt. Der Dec 25 gewann bis 14 Uhr lediglich 0,01 Euro und steig auf 74,96 Euro/Tonne. Umgesetzt wurden bis zu diesem Zeitpunkt 15,6 Millionen Zertifikate. Das Hoch lag bei 75,42 Euro, das Tief bei 74,58 Euro/Tonne. Der Markt habe nach dem kräftigen Anstieg des Vortages am Donnerstag eine Verschnaufpause eingelegt, sagten Marktteilnehmer.
Mit vermehrter kurzfristiger Nachfrage von Compliance-Käufern und dem Aufbau von Long-Positionen durch Investmentfonds konnte der wichtige technische Widerstand bei 73,35 Euro für den Dec 25 durchbrochen werden. Diese Marke hatte zuvor mehrfach als starke Barriere gewirkt, so die Analysten von Belektron.
Bemerkenswert sei, dass die jüngste Rallye nicht durch spezifische bullische Nachrichten getrieben wurde, so die Analysten. Allerdings prognostizieren manche Meteorologen einen kälteren Winter als üblich, was die Energienachfrage ankurbeln könnte. Bleibt das Angebot angespannt, könnte dies die Aufwärtstendenz zusätzlich verstärken.
Die Energiemärkte senden laut den Analysten gemischte Signale. Während die Korrelation zwischen Emissionszertifikaten EUA und TTF-Gas bestehen bleibe, zeigten EUA eine höhere Sensitivität nach oben, wo hingegen die Gaspreise bei schwächeren Märkten zu schärferen Rücksetzern neigten.
Erdgas: Etwas schwächer haben sich die europäischen Gaspreise am Donnerstag gezeigt. Der Frontmonat am niederländischen TTF verlor bis 14 Uhr 0,20 Euro auf 31,95 Euro/MWh. Am deutschen THE ging es für den Day-ahead um 0,12 Euro auf ebenfalls 31,95 Euro/MWh nach unten.
Obwohl die fundamentale Lage durch hohe Speicherstände vergleichsweise komfortabel wirkt, bleibe der Markt aber sensibel gegenüber potenziellen Angebotsrisiken durch geopolitische Unsicherheiten, so die Einschätzung von Analysten.
„Das weltweite Angebot könnte sich verknappen, falls weitere US-Beschränkungen die russischen Energieexporte treffen“, erklären Analysten von ANZ Research. „Europa konkurriert mit anderen Regionen um ein begrenztes LNG-Angebot, was die Region anfällig für plötzliche Veränderungen auf der Angebotsseite macht.“
Die verschärfte Konkurrenz um verfügbare LNG-Mengen würde vor allem Europa treffen, da es im Winterhalbjahr stark auf LNG-Importe angewiesen ist und in direkter Konkurrenz zu Asien steht. Die jüngsten Preisverluste von über 5 Prozent auf Wochensicht spiegelten die derzeit entspannte Versorgungslage wider, allerdings sorge die geopolitische Dimension für eine Art „Preisuntergrenze“, da Risikoaufschläge einkalkuliert seien, hieß es im Handel.
Kurzfristig dürfte das Zusammenspiel von Speicherauffüllung, LNG-Ankünften und geopolitischen Schlagzeilen den Ton im Markt angeben. Unterdessen füllen die EU-Mitgliedstaaten ihre Speicher weiter auf; die Füllstände liegen bereits über 78 Prozent.
// VON Marie Pfefferkorn WENIGER