Gut gesichert ist Österreichs Versorgung mit Erdgas für den kommenden Winter, aber grundsätzlich auch darüber hinaus. Das betonten der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Alfons Haber, und die Leiterin der Abteilung Gas, Carola Millgramm, bei einem Hintergrundgespräch am 11. September. Die E-Control ist für die Überwachung der Versorgungssicherheit bei Strom und Gas in Österreich zuständig.
// VON Klaus Fischer MEHR...
Haber berichtete, die Gasspeicher seien mit Stand vom 8. September zu 82,6
Prozent und damit gut befüllt gewesen, die eingespeicherte Menge habe etwa 82,8
Milliarden kWh betragen. Für den 10. September meldete die Aggregated Gas Storage Inventory (AGSI) einen Füllstand von 82,8
Prozent und eine Füllmenge von rund 83
Milliarden kWh.
Bekanntlich sind die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet, ihre Erdgasspeicher bis zum Zeitraum 1. Oktober bis 1. Dezember jeden Jahres zu mindestens 90
Prozent zu befüllen. Insgesamt haben die Speicher in Österreich ein Volumen von rund 100
Milliarden kWh, der Jahresbedarf liegt bei 75 Milliarden
kWh.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass nur etwa die Hälfte des eingespeicherten Erdgases für die Endkunden in Österreich reserviert ist. Hinzuzurechnen ist die sogenannte „strategische Gasreserve“ der Republik Österreich von 20
Milliarden kWh, die 2022 nach dem russischen Angriff auf die Ukraine beschafft wurde und nach derzeitigem Stand bis 1. April 2027 zur Verfügung steht. Haber konstatierte, eine Verlängerung der Verfügbarkeit sei volkswirtschaftlich sinnvoll. Allerdings sollte die Regierung das Senken der Kosten für ihre Vorhaltung veranlassen.
Erhöhte Importkapazitäten Aus eigener Förderung kann Österreich zurzeit lediglich etwa 6,9
Prozent seines Jahresbedarfs an Erdgas decken. Dieser Wert dürfte im kommenden Jahr auf rund 10 Prozent ansteigen. Der Grund dafür ist, dass die OMV das Erdgas-Feld „Wittau Tief“ etwa 40
Kilometer östlich von Wien in Betrieb nimmt. Ihr zufolge handelt es sich dabei um den größten Gasfund in Österreich in den vergangenen rund 40 Jahren.
Weiterhin unverzichtbar für die Gasversorgung Österreichs sind und bleiben aber jedenfalls Importe. Weil die OMV nach einem Rechtsstreit bereits im Dezember 2024 ihren bis 2040 laufenden Bezugsvertrag mit der russischen Gazprom Export kündigte und der russisch-ukrainische Gastransitvertrag mit 1. Januar 2025 auslief, müssen alternative Routen verstärkt werden.
Dafür gibt es zurzeit vor allem zwei Vorhaben. Mit dem „WAG Loop 1“ soll die Importkapazität aus Deutschland bis Mitte 2027 von 90 auf 117
Milliarden kWh pro Jahr gesteigert werden. Die Republik Österreich unterstützt die Finanzierung der rund 180 bis 200
Millionen Euro teuren Leitung mit einem Kredit von 70
Millionen Euro.
Schon im Verlauf des kommenden Jahres erhöht sich die Einfuhrkapazität aus Italien von 99 auf 154
Milliarden kWh pro Jahr. Dies erfolgt durch das Projekt „Adriatic Line“ des italienischen Fernleitungsbetreibers Snam, das von der EU gefördert wird. Die Snam ist der Haupteigentümer der Trans-Austria-Gasleitung (TAG), in der bis 2022 russisches Erdgas durch Österreich nach Italien floss.
„Russengas“: Vorsicht beim Ausstieg Zum geplanten Ausstieg der EU aus dem Bezug russischen Erdgases mit Ende 2027 empfahl Gasbereichsleiterin Millgramm ein wohldurchdachtes Vorgehen. Die E-Control habe der EU-Kommission geraten, ihre diesbezüglichen Analysen nochmals zu überprüfen.
Zurzeit geht die Kommission laut einer bei dem Hintergrundgespräch verteilten Unterlage davon aus, „dass die globalen LNG-Produktionskapazitäten ausgebaut werden, die Gasproduktion in der CEE-Region (Zentral- und Osteuropa, Anm.), insbesondere im Schwarzen Meer (Neptun-Deep-Feld), gestartet wird und die Kapazitätsengpässe in West-Ost-Richtung beseitigt werden“. Komme es bei den diesbezüglichen Vorhaben zu Verzögerungen, sollte die EU-Kommission ihren Ausstiegsplan nach Ansicht der E-Control anpassen.
EU-US-Deal schwer einschätzbar Nicht seriös abschätzen lässt sich der Behörde zufolge, was die unverbindliche Vereinbarung zwischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump vom 27. Juli über den Import von Öl, Gas sowie Kernbrennstoffen im Wert von 700
Milliarden Euro bis Ende 2028 betrifft.
Nach Einschätzung der E-Control ist selbst bei voller Auslastung der Importkapazitäten für LNG in die EU, die sich auf etwa 2.800
Milliarden kWh pro Jahr belaufen, beim derzeitigen an der österreichischen Gasbörse CEGH verrechneten Preis von etwa 35
Euro/MWh bezüglich Erdgas ein Wert von maximal 100
Milliarden Euro darstellbar.
// VON Klaus Fischer WENIGER