REGENERATIVE. Die weltweite Kapazität grüner Kraftwerke erhöht sich zwar bis 2030 um 4,6 Millionen MW, so die Internationale Energieagentur. Doch die Versprechen der Cop 28 sind Makulatur.
In der am 7. Oktober von der International Energy Agency (IEA) vorgestellten Schrift „Renewables 2025 – Analysis and forecast to 2030“ wird prognostiziert, dass sich die weltweite Kapazität von Erneuerbare-Energien-Anlagen zur Stromerzeugung im Zeitraum 2025 bis 2030 mehr als verdoppelt. Dieser Zuwachs ist in etwa so groß wie die gesamte Stromerzeugungs-Kapazität von China, der EU und Japan zusammen.
// VON Hans-Wilhelm Schiffer MEHR...
Die globale Grünstrom-Erzeugungsmenge erhöht sich von 9.900 Milliarden
kWh (2024) um mehr als 60 Prozent auf 16.200
Milliarden kWh 2030. Damit wäre eine zeitgleiche Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung von 32 auf 43 Prozent verbunden. Die IEA erwartet, dass die Erneuerbaren Ende 2025 beziehungsweise spätestens Mitte 2026 die Kohle als bisher stärkste Stromquelle ablösen.
Für den Verkehr wird eine Erhöhung des Ökoenergie-Anteils von 4
Prozent heute auf 6
Prozent 2030 vorausgesagt. Nahezu die Hälfte dieses Wachstums wird E-Fahrzeugen zugerechnet.
Im Wärmemarkt wird eine gleichzeitige Steigerung des regenerativen Anteils von 14 auf 18
Prozent prognostiziert. Als wesentliche Treiber werden die Anwendung von Ökostrom in Industrie und Gebäuden sowie die zunehmende Bioenergie identifiziert.
PV stärkster TreiberWeltweit werden die mit Abstand größten Zuwächse in der Kapazität von Stromerzeugungsanlagen bei der Photovoltaik angenommen. So schätzt die IEA, dass bis 2030 3,55
Millionen
MW Solarkapazität neu installiert werden - fast 80
Prozent des grünen Kapazitätszuwachses. Es folgen Wind an Land mit 732.000
MW, Wind auf See mit 140.000
MW, Wasserkraft mit 154.000
MW, Bioenergie mit 26.000
MW und Geothermie mit 5.000
MW.
Im Vergleich zur Prognose vom Vorjahr wird die Erneuerbare-Energien-Kapazität um 248.000
MW, entsprechend 5
Prozent geringer, eingeschätzt. Als Hauptgründe werden Politikwechsel in den USA und in China genannt. Aufgrund der frühzeitigen Beendigung von US-Steueranreizen und weiterer regulatorischer Änderungen sind die Wachstumserwartungen für die USA um nahezu 50 Prozent reduziert worden.
Das verlangsamte Wachstum in China wird mit dem erfolgten Wechsel von fixen Einspeisetarifen zu Auktionierungen begründet. Auch damit entfallen auf China immer noch fast 60 Prozent des Zubaus. Die Anpassungen für China werden kompensiert durch Auftriebstendenzen vor allem in Indien, Europa sowie den meisten Entwicklungs- und Schwellenländern.
Die Prognose für Offshorewind wurde um mehr als 25
Prozent nach unten revidiert, ebenfalls wegen des Politikwechsels in den USA, aber auch wegen gestrichener oder gestreckter Projekte in Europa, Japan und Indien, weil die Kosten steigen und die Lieferkette Probleme aufweist.
Europa weiter auf Wachstumskurs Die Prognose für Europa fällt etwas optimistischer aus, auch wenn die Dynamik bei privaten PV-Anlagen und Offshore-Windparks nachlässt. Europaweit erhöht sich die Kapazität grüner Kraftwerke bis 2030 um 67 Prozent auf 1,61
Millionen
MW. Nahezu drei Viertel des Zuwachses entfallen auf acht Staaten. Das sind Deutschland, England, Spanien, die Türkei, Italien, Frankreich, Polen und die Niederlande.
PV macht den größten Teil des Wachstums aus, gleichmäßig auf die Größenklassen verteilt, gefolgt von Onshore- und Offshore-Windkraft. Wettbewerbliche Auktionen bleiben Haupttreiber für das Wachstum bei Großprojekten, während dezentrale PV-Anlagen wegen des Eigenverbrauchs attraktiv bleiben.
Auf die EU entfallen nahezu 80
Prozent des europäischen Wachstums. Die IEA rechnet damit, dass die grüne Stromerzeugungsleistung bis 2030 unionsweit von 685.000
MW (2024) auf 1,12
Millionen
MW ansteigt. Das von der EU-Kommission für 2030 gesetzte unverbindliche Ziel von 1,236
Millionen
MW würde damit verfehlt. Im IEA-Szenario eines beschleunigten Ausbaus ließe sich das Ziel mit 1,26
Millionen
MW übertreffen.
Verdreifachungsziel von Dubai vor ScheiternDas derzeit prognostizierte Wachstum steht nicht in vollem Einklang mit dem 2023 von fast 200 Regierungen auf der Cop-28-Klimakonferenz in Dubai gesetzten Ziel, die Kapazität in diesem Jahrzehnt auf 11,5
Millionen
MW zu verdreifachen. Die IEA sagt nur ein Wachstum auf das 2,6-Fache vom Jahr 2022 oder auf 9,5
Millionen
MW voraus.
Selbst im Beschleunigungsszenario ließe sich nur das 2,8-Fache oder 10,4
Millionen
MW erreichen. Voraussetzungen dafür wären, dass die Politik die Verlässlichkeit des Rahmens und die Netzinvestitionen erhöht, Genehmigungen beschleunigt, das Stromsystem flexibilisiert und Risiken aus Projektfinanzierung herausnimmt.
Der 235 Seiten umfassende Report ist
auf der Website der IEA abrufbar. // VON Hans-Wilhelm Schiffer WENIGER