Der aktuell vom norwegischen Beratungsunternehmen DNV in neunter Auflage vorgelegte 2025er „Energy Transition Outlook“ beschreibt die voraussichtliche weltweite Entwicklung von Energieangebot und -nachfrage sowie der CO2-Emissionen bis 2060, ergänzt um eine nach zehn Weltregionen differenzierte Betrachtung.
// VON Hans-Wilhelm Schiffer MEHR...
Dabei wurden keine Szenarien modelliert, mit denen eine Bandbreite möglicher Entwicklungen aufgezeigt wird, vielmehr handelt es sich um den „Best Guess“ des Konzerns, also der aus seiner Sicht realistischsten Einschätzung. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zu vergleichbaren Studien anderer Institutionen besteht in der Wahl des Zeithorizonts, der sich erstmals bis in das Jahr 2060 erstreckt. Nach den Erkenntnissen von DNV hat der Politikwechsel in den USA nur einen marginalen Effekt auf die globale Energie-Transformation.
Der globale Primärenergieverbrauch wird um das Jahr 2040 mit 696
Exajoule (EJ) den Höchststand erreichen – das sind 8
Prozent mehr als im Jahr 2024, das hier ständig das Bezugsjahr ist – und danach um 4 Prozent auf 670
EJ zurückgehen (1
EJ
= knapp 278
Milliarden
kWh).
Die Zusammensetzung des Primärenergieverbrauchs wird sich laut DNV bis 2060 signifikant verändern. So verringert sich der Anteil fossiler Energien bis 2060 von 80
auf 37
Prozent. Erneuerbare Energien steigern ihren Beitrag von 15
auf 52
Prozent. Auf Kernenergie entfallen 11
Prozent im Jahr 2060 gegenüber 5
Prozent 2024.
Drastischer Rückgang bei Kohle, dann bei ÖlVor allem aufgrund der Verdrängung durch Ökostrom verringert sich der Verbrauch an Kohle bis 2060 um 81
Prozent. Damit sinkt der Anteil der Kohle am weltweiten Primärenergieverbrauch zeitgleich von 27
auf 5
Prozent.
Der Ölverbrauch verharrt bis 2030 in etwa auf dem heutigen Niveau und geht danach zurück. Für 2060 ergibt sich ein um 52
Prozent niedrigerer Ölkonsum. Der Anteil am Primärenergieverbrauch vermindert sich von 27
auf 13
Prozent.
Für Erdgas wird ein Anstieg der weltweiten Nachfrage von 169 auf 190
EJ im Jahr 2035 erwartet, gefolgt von einer Plateau-Phase bis 2040, die dann von einem bis 131
EJ rückläufigen Pfad abgelöst wird. Der Anteil von Erdgas am Primärenergieverbrauch sinkt bis 2060 von 26
auf 20
Prozent.
Der Erneuerbaren-Beitrag steigt auf das 3,5-Fache. Das stürmische Wachstum wird vor allem von Solar und Wind getrieben, deren Anteil, der 2024 gut 3
Prozent betrug, sich verzehnfachen soll.
Zugunsten der Kernenergie wird ein wiederbelebtes Interesse aufgrund der geopolitischen Entwicklungen, der angestrebten Dekarbonisierung und der zunehmenden Elektrifizierung gesehen. Dabei richtet sich der Fokus vor allem auf die SMR-Technologie, also neuartige Kleinreaktoren. Bis 2060 wird mit einem Anstieg des Primärenergieverbrauchs an Kernenergie um rund 150 Prozent gerechnet.
Mehr als doppelter StromhungerLaut DNV ist die globale Energiewende vor allem durch Elektrifizierung charakterisiert. Mit 77
Billionen
kWh (PWh) wird der Stromverbrauch im Jahr 2060 um 141
Prozent höher sein als 2024. Damit verdoppelt sich der Anteil von Strom an der Deckung des Endenergieverbrauchs auf 43 Prozent.
Und die Elektrizität wird grüner. Für 2060 wird erwartet, dass 96 Prozent CO2-frei erzeugt werden. Solarenergie wird 47 Prozent stellen. Für die Stromerzeugung aus Windkraft wird mit einem Anstieg auf 32 Prozent gerechnet. Die Beiträge von Wasserkraft und von Kernenergie werden mit jeweils 8
Prozent beziffert. Der Anteil fossiler Energien sinkt von 59 Prozent im Jahr 2024 auf 4 Prozent. Der Stromverbrauch steigt in allen Sektoren, also Verkehr, Gebäude, Industrie und Datenzentren.
Zurückgenommene Prognosen für Wasserstoff und CCUS Die Perspektiven für Low-Carbon Hydrogen wurden aufgrund des verzögerten Hochlaufs im Vergleich zur 2024er-Ausgabe reduziert. Jetzt wird mit einem Anstieg von heute praktisch Null auf 6 Millionen Tonnen im Jahr 2030, 165 Millionen Tonnen im Jahr 2050 und 259 Millionen Tonnen im Jahr 2060 gerechnet. Die Nutzung von Wasserstoff konzentriert sich 2060 zu jeweils 44 Prozent auf Verkehr und Industrie. 9
Prozent kommen in Gebäuden zur Anwendung.
DNV kommt zu dem Ergebnis, dass die energiebedingten weltweiten CO2-Emissionen 2026 zu sinken beginnen. Bis 2060 dürften sie auf 11
Milliarden Tonnen reduziert werden. Das wäre ein Rückgang um 68 Prozent. Bei Eintreten dieses Pfades wäre bis zum Jahr 2100 mit einem Temperaturanstieg um 2,2 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu rechnen. Net-Zero Emissions wären erst vom Jahr 2090 an zu erwarten.
Der „
Energy Transition Outlook: CCS to 2050“ kann auf der DNV-Internetseite nach Eingabe einiger persönlicher Daten angefordert werden.
// VON Hans-Wilhelm Schiffer WENIGER