Größtenteils schwächer hat sich der Energiekomplex am Donnerstag präsentiert. Am kurzen Ende des deutschen Strommarktes belasteten höhere Erneuerbaren-Prognosen, während CO2 im Einklang mit fallenden Gaspreisen nachgab, nachdem geopolitische Faktoren zuletzt für Auftrieb gesorgt hatten. Am Gasmarkt wirken weiterhin komfortable EU-Speicherstände und eine schwächere asiatische LNG-Nachfrage dämpfend, während zugleich Anzeichen einer Entspannung im Nahen Osten die Aufwärtsrisiken etwas reduzieren.
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Strom: Überwiegend schwächer hat sich der deutsche OTC-Strommarkt am Donnerstag gezeigt. Der Day-ahead verlor 8,50 auf 96,75
Euro je Megawattstunde im Base und 8,25 auf 99,00
Euro je Megawattstunde im Peak. An der Börse mussten 96,41
Euro in der Grundlast und 98,74
Euro in der Spitzenlast gezahlt werden. Die Erneuerbaren-Einspeisung dürfte am Freitag den höchsten Wert der laufenden Woche erreichen und in den folgenden Tagen wieder zurückgehen. Das US-Wettermodell sieht zwischen dem 11. und dem 24.
Oktober unterdurchschnittliche Windstrommengen. Die Temperaturen dürften sich in diesem Zeitraum um den saisonüblichen Mittelwert herum bewegen.
Am langen Ende verlor das Strom-Frontjahr bis zum Nachmittag 0,45 auf 87,35
Euro je Megawattstunde.
CO2: Schwächer hat sich der CO2-Markt am Donnerstag präsentiert. Der Dec
25 verlor bis gegen 14.00
Uhr 0,68 auf 78,33
Euro je Tonne. Umgesetzt wurden bis zu diesem Zeitpunkt 13,6
Millionen Zertifikate. Das Hoch lag bei 78,90
Euro, das Tief bei 78,04
Euro.
Die Emissionszertifikate orientieren sich nach Einschätzung von Analysten aktuell vor allem an den Gaspreisen und folgten diesen am Berichtstag nach unten. Auch mit der zuvor gesehenen Aufwärtsbewegung war CO2 dem Gas gefolgt, so die Analysten von Belektron, mit Blick auf geopolitische Risiken – insbesondere den russischen Angriff auf kritische Gasinfrastruktur in der Ukraine. Für weiteren Auftrieb habe die Meldung aus Katar gesorgt, wonach die dortigen Schiffsoperationen und damit auch LNG-Lieferungen infolge einer GPS-Störung vorübergehend ausgesetzt wurden.
Trotz der Carbon Forward Conference in London seien die Handelsaktivitäten bei den EUAs in dieser Woche robust geblieben, wenn auch leicht unter dem Niveau der Vorwoche. Die täglichen Auktionen boten den Belektron-Analysten zufolge keine größeren Überraschungen und lagen meist in etwa auf einem Niveau mit dem Sekundärmarkt.
Eine Ausnahme bildete die Auktion in Nordirland am Mittwoch, bei der 796.500
Zertifikate mit einem Abschlag gehandelt wurden – die Terminpreise zogen jedoch kurz darauf an, was auf eine weiterhin solide Nachfrage und stabile Marktstimmung hindeutet.
Erdgas: Schwächer haben sich die europäischen Gaspreise am Donnerstag gezeigt. Der Frontmonat am niederländischen TTF verlor bis gegen 14.00
Uhr 0,60 auf 32,15
Euro je Megawattstunde. Am deutschen THE gab der Day-ahead um 1,00 auf 32,75
Euro je Megawattstunde nach.
Marktteilnehmer verweisen nach wie vor auf relativ komfortable EU-Speicherstände und eine schwächere asiatische LNG-Nachfrage als Grund für den Preisrückgang. Auch wenn der Füllstand der europäischen Gasspeicher aktuell unter dem Fünfjahres-Saisondurchschnitt von 91
Prozent liege, verlaufe die Befüllung im Plan und dürfte vor Beginn der Heizsaison die Zielwerte erreichen, so die Analysten der ANZ. Rückenwind kommt zudem von robusten LNG-Importen: In Nordasien kühlt die Nachfrage ab —bedingt durch jüngste Preisanstiege und hohe Lagerbestände in Japan.
Auch die geopolitische Situation stand erneut im Fokus, denn im Nahen Osten wurde ein bedeutender Schritt in Richtung Frieden gemacht. Israel und die Terrororganisation Hamas haben sich auf die Umsetzung der ersten Phase eines Friedensplans geeinigt, in der die Freilassung aller im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln vorgesehen ist. Auch die Hinweise auf einen Waffenstillstand in Gaza verdichten sich.
// VON Marie Pfefferkorn WENIGER