Österreichs Regulierungsbehörde E-Control veröffentlichte am 20. Oktober die Entwürfe ihrer Verordnungen für die Strom- und Gasnetztarife für das Jahr 2026. Stellungnahmen können bis zum 14. November abgegeben werden, teilte die E-Control mit.
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Im Strombereich führt die Behörde eine Neuerung ein: Erstmals möchte sie „Reduzierte Sommer-Arbeitspreise“ (RSAP) verordnen, die auf der Netzebene 7 im Zeitraum 1. April bis einschließlich 30. September jeweils von 10 bis 16 Uhr gelten sollen. Sie sind um 20
Prozent niedriger als die Arbeitspreise für das übrige Jahr. Über die Netzebene 7 werden insbesondere Haushalts- und Gewerbekunden versorgt.
Lob kam vom Bundesverband Photovoltaic Austria: Mit den RSAP setze die E-Control einen Anreiz, Strom regional zu verwenden statt großräumig zu verteilen.
Auf und ab im Strombereich Die Entwicklung der Netznutzungsentgelte, des wichtigsten Teils der Netztarife, gestaltet sich österreichweit unterschiedlich. Für Kunden, deren benötige Leistung nicht messtechnisch erfasst wird und die durchschnittlich 3.500
kWh pro Jahr benötigen, steigen diese im Burgenland im Vergleich zu 2025 um 16,1
Prozent auf 10,02
Cent/kWh, in Tirol um 14,4
Prozent auf 8,39
Cent/kWh und in Niederösterreich um 8,0
Prozent auf 10,33
Cent/kWh. Die E-Control führt dies auf nicht näher genannte „zusätzliche Investitionen“ der jeweiligen Netzbetreiber zurück.
Für mehrere Netzgebiete plant die Behörde dagegen Senkungen des Netznutzungsentgelts auf der Haushaltsebene. Im Bundesland Salzburg etwa beträgt der Rückgang 8,0
Prozent, das künftige Entgelt liegt bei 8,13
Cent. Dies wird seitens der E-Control mit der „allgemeinen Kosten- und Mengenentwicklung des Landesnetzbetreibers“ Salzburg Netz begründet. Senkungen sind unter anderem auch für Wien mit 2,8
Prozent auf 8,52
Cent/kWh sowie die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt mit 2,1 Prozent auf 8,44 Cent/kWh angekündigt.
Bei den Großkunden ist die höchste Steigerung 16,3
Prozent auf 1,54
Cent/kWh auf der Netzebene 3 im Burgenland zu verzeichnen. Auf dieser Ebene erfolgt aber auch die kräftigste Senkung für solche Kunden, konkret um 8,7
Prozent auf 1,12
Cent/kWh in Wien.
Anstieg im Gasbereich Im Gasbereich steigen die Netzentgelte ohne Ausnahme an, weil der Gasbedarf tendenziell österreichweit rückläufig ist. Auf der Netzebene 3, über die die Haushalte versorgt werden, beträgt die Steigerung der Netznutzungsentgelte im bundesweiten Durchschnitt gegenüber 2025 rund 18,2
Prozent. Das neue Durchschnittsentgelt für einen Haushalt mit 15.000
kWh Bedarf beträgt 416,39
Euro/Jahr.
Die höchste Zunahme verzeichnet Kärnten mit 35
Prozent auf 456,62
Euro/Jahr, gefolgt von Niederösterreich mit 30,6
Prozent auf 356,69
Euro/Jahr sowie der Steiermark mit 27,7
Prozent auf 398,70
Euro/Jahr. Die geringsten Erhöhungen erfolgen dem gegenüber in Oberösterreich mit 6,5
Prozent auf 394,70
Euro/Jahr, Tirol mit 9,1
Prozent auf 398,48
Euro/Jahr sowie Vorarlberg mit 21,4
Prozent auf 300,00
Euro/Jahr.
Fernleitungen: Mengenrisiko für die Kunden Noch erheblich höhere Kostenzuwächse stehen den Unternehmen bevor, die über die Netzebene 2 versorgt werden. Zurückzuführen ist dies auch auf die Umstellung der Tarifierungssystematik für die Fernleitungen. Der Hintergrund: Vor Beginn des Kriegs in der Ukraine am 24. Februar 2022 dienten die durch Österreich verlaufenden Fernleitungen vor allem der Versorgung von Kunden im In- und Ausland, insbesondere Italien, mit russischem Gas. Im Zuge des Krieges kamen die Lieferungen aus Russland indessen sukzessive zum Erliegen und endeten mit dem Auslaufen des russisch-ukrainischen Transitvertrags per 1. Januar 2025 vollständig. Dementsprechend veränderten sich die Transportflüsse, was mit teils erheblichen Rückgängen der Einnahmen der Fernleitungsbetreiber verbunden war.
Aus diesem Grund änderte die E-Control im Einklang mit den Marktteilnehmern die Tarifsystematik. Nicht zuletzt brachte dies dem Entwurf der Verordnung für die Gasnetztarife im Jahr 2026 zufolge die „Übernahme des Mengenrisikos durch die Netzkunden“ mit sich.
In Salzburg haben Unternehmen mit 90
Millionen kWh Jahresbedarf daher mit einem Anstieg ihres Netznutzungsentgelts um 67,6
Prozent auf 402,89
Euro/Jahr zu rechnen, in Wien mit einer Erhöhung um 53,8
Prozent auf 245,90
Euro/Jahr und im Burgenland mit einer Zunahme um 47,7
Prozent auf 369,96
Euro/Jahr. Im österreichweiten Durchschnitt steigt das Netznutzungsentgelt für solche Kunden um 26,9
Prozent auf 242,50
Euro/Jahr.
Die Verordnungsentwürfe sind auf der Website der
E-Control zugänglich.
// VON Klaus Fischer WENIGER