VERTRIEB. EnBW setzt die Strom- und Gaspreise in der Grund- und Ersatzversorgung um bis zu 14 Prozent herab. Landes-Energieministerin spricht von „Domino-Effekt“. Auch die L-Gruppe senkt Preise.
Der baden-württembergische Energiekonzern EnBW senkt den Arbeitspreis für Strom in der Grund- und Ersatzversorgung zum Jahreswechsel von 40,57
Curo auf 35,37
Cent/kWh brutto. Der monatliche Grundpreis verringert sich von 18,30
Euro auf 16,89
Euro brutto. Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 2.900
kWh zahlt nach Rechnung von EnBW im Jahr 2026 rund 168 Euro weniger. Das bedeutet eine Entlastung von rund 12
Prozent im Vergleich zum Jahr 2025.
// VON Manfred Fischer MEHR...
Der Arbeitspreis für Gas in der Grund- und Ersatzversorgung geht von 14,35 auf 12,33
Cent/kWh zurück. Der Grundpreis bleibt mit 9,03
Euro pro Monat unverändert. Die Kosten für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000
kWh sinken um 424
Euro, umgerechnet gut 14
Prozent.
Zum 1. Januar 2026 gehen auch die Preise für Wärmestrom zurück. Kunden mit Wärmepumpe mit einem Verbrauch von 6.500
kWh zahlen laut EnBW-Kalkulation 194
Euro brutto weniger, das entspricht einer Entlastung von knapp einem Zehntel. Die Einsparung bei Wärmestrom mit Elektrospeicherheizung bei gemeinsamer Messung und einem Musterverbrauch von 6.300
kWh beziffert EnBW auf rund 235
Euro im Jahr, umgerechnet fast 11
Prozent. Im gleichen Fall bei getrennter Messung und 5.200 kWh fällt die Stromrechnung um 106
Euro oder knapp 8
Prozent geringer aus.
Energiewende mit „dem nötigen Augenmaß“„Die Energiepreise der EnBW liegen damit im Vergleich zu den Wettbewerbern im unteren Marktdurchschnitt“, teilt der Energieriese mit. Konzern-Vertriebsvorstand Dirk Güsewell erklärt die Preissenkung mit „der vorausschauenden Energiebeschaffung der EnBW in Kombination mit der angekündigten Senkung der Netzentgelte“. Jetzt gelte es, so Güsewell, die Energiewende mit dem nötigen Augenmaß weiterzuverfolgen. „Nur so können auch die Energiepreise langfristig stabil gehalten werden“.
Auch Baden-Württembergs Energieministerin Thekla Walker (Grüne) blickt voraus. „Die Preisentwicklung nach unten muss aber von Dauer sein“, wird sie in einer Mitteilung des Ministeriums zitiert, die eine Viertelstunde vor dem offiziellen EnBW-Statement verbreitet wurde.
N-TV hatte allerdings schon am frühen Morgen vorab darüber berichtet. Walker kritisiert, dass die Entlastung bei Netzentgelten aktuell nur für ein Jahr vorgesehen ist. „Das schafft keine Planungssicherheit. Die Bundesregierung muss ihren Wortbruch bei der Stromsteuer korrigieren.“
Von sinkenden Strompreisen verspricht sich die Ministerin „einen Domino-Effekt pro Klimaschutz“. Walker: „Sie erhöhen den Anreiz zum Umstieg auf Elektromobilität und stärken die bereits vorhandenen Preisvorteile von Wärmepumpen gegenüber fossilen Heizarten.“
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft sieht den durchschnittlichen Strompreis für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500
kWh derzeit (Stand Oktober) bei 39,6
Cent/kWh. Das sind 10
Cent mehr als im Jahr 2015. Industriebetriebe mit einem Jahresverbrauch bis 20 Millionen kWh zahlen laut BDEW-Statistik im Schnitt 17,9
Cent/kWh. Das sind 2,5
Cent mehr als vor zehn Jahren und 0,1
Cent mehr als im Jahr 2020. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hatte jüngst für 2026 eine Entlastung in Form eines Industriestrompreises angekündigt.
Die Preissenkungen kommen nach Konzernangaben rund drei Millionen Kundinnen und Kunden zugute. Mehrvertragskunden sparten mehr als 680
Euro im Jahr, so EnBW.
Auch Preise für Ladestrom sinkenEin Dominosteinchen, das EnBW bereits zum 1.
Dezember anstößt, sind die Ladetarife. Die Preise für eine Kilowattstunde für Kunden mit den Ladetarifen
S oder M sinken um bis zu 6
Prozent, heißt es. Pro kWh sind 56 beziehungsweise 46
Cent fällig. Im Ladetarif
L verringere sich zusätzlich die monatliche Grundgebühr um 6
Euro auf dann 11,99
Euro. Das Laden an Ladepunkten anderer Anbieter soll ab 56
Cent/kWh möglich sein – anstatt bislang ab 59
Cent/kWh.
Auch andernorts zeigt der Trend nach unten. So hat etwa Kölner Versorger Rheinenergie zum Jahreswechsel Preissenkungen für Strom und Erdgas um bis zu 12
Prozent angekündigt (wir berichteten). EnviaM beziffert die Einsparung von Privatkunden in der Grundversorgung mit Strom im kommenden Jahr auf 11
Prozent. Das Schwesterunternehmen Mitgas schraubt den Preis für Gas in Grundversorgung um 1,07
Cent/kWh herunter.
6 und 9 Prozent weniger in LeipzigDeutlich zu spüren bekommen den Trend zudem Kunden der Leipziger Stadtwerke (L-Gruppe). Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 1.800
kWh in der Grundversorgung spart ab 1. Januar rund 6
Prozent, das sind 52 Euro, pro Jahr, teilt der Versorger mit. In der Grundversorgung mit Gas soll die Ersparnis bei einem Jahresverbrauch von 14.000
kWh rund 9
Prozent beziehungsweise 189
Euro ausmachen.
Für Fernwärme zahlt ein Mieterhaushalt mit 7.500 kWh Jahresverbrauch in Leipzig künftig rund 1,5
Prozent weniger. Der Preis für Ladestrom reduziert sich in allen Tarifen um 5,5
Cent/kWh.
// VON Manfred Fischer WENIGER