Technisch funktioniert die thermochemische Umwandlung von fester Biomasse in Gas üblicherweise klaglos. Rechtlich sowie regulatorisch und bisweilen auch wirtschaftlich bestehen jedoch eine Reihe von Hindernissen für den industriellen Einsatz entsprechender Anlagen sowie biomassebasierter Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK).
// VON Klaus Fischer MEHR...
Das war die Kernbotschaft bei der diesjährigen Internationalen Anwenderkonferenz Biomassevergasung am 25. November in Wien. Auf politischer Ebene werden KWK-Anlagen meist noch immer mit fossilen Brennstoffen wie Erdgas assoziiert, bedauerte etwa Heinz Ullrich Brosziewski, der langjährige Vizepräsident des deutschen Bundesverbands Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK): „Aber die KWK ist völlig neutral. Wenn man sie mit grünen Gasen betreibt, erzeugt sie grüne Energie.“
Leider versuche Deutschland, stets „superperfekt“ zu sein. Und so komme es unter anderem, dass mit Ende 2028 der privilegierte Zugang von Biogas zu den Gasnetzen auslaufe. „Wir versuchen, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass biogene Gase für die Energieversorgung der Zukunft unverzichtbar sind. Die ‚All-electric world‘ wird es nicht geben. Wir werden immer Moleküle brauchen“, betonte Brosziewski.
Zur Situation in Österreich berichtete Christoph Pfemeter, Geschäftsführer des österreichischen Biomasseverbands, zumindest an Rohstoffen sei kein Mangel. Und dies werde sich in den kommenden Jahrzehnten nicht ändern. Nicht zuletzt wegen Schadensereignissen aufgrund des Klimawandels „werden wir so viele forstwirtschaftliche Reststoffe haben, dass sie uns aus den Ohrwascheln kommen“.
Chancen für den Einsatz der Biomasse sieht Pfemeter insbesondere in thermochemisch erzeugten Gasen und darauf basierendem Holzdiesel. Das Potenzial für flüssige sowie gasförmige Bioenergieträger in Österreich bezifferte Pfemeter mit rund 60
Petajoule pro Jahr, umgerechnet 16,7 Mrd. kWh: „Wir müssen ein konkurrenzfähiges Endprodukt schaffen.“ Gerade der Verkehrsbereich biete dafür Chancen.
Pfemeter verwies in diesem Zusammenhang auf das im Entstehen befindliche „Advanced Bioenergy Lab“ (ABL) in Zeltweg in der Steiermark. Dort sollen auf Basis der Zweibett-Wirbelschicht-Dampfvergasung im Endausbau bis zu 180
Liter Kraftstoff pro Stunde erzeugt werden. Der Dauerbetrieb ist ab etwa 2027 vorgesehen.
Auf die Frage der Redaktion nach den notwendigen rechtlichen Bedingungen für den „Durchbruch“ der thermochemischen Gaserzeugung in Österreich beschied Pfemeter, die Bundesregierung müsse „einen Plan zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern“ entwickeln.
Zu dessen wichtigsten Bestandteilen gehöre das seit langem diskutierte „Erneuerbares-Gas-Gesetz“ (EGG), das Pfemeter zufolge ambitionierte Einsatzziele von etwa 6 bis 7
Milliarden kWh im Jahr 2030 enthalten müsste. Das Problem: Dem Vernehmen nach wird derzeit in Regierungskreisen eine „Minimalvariante“ mit nur 1
Milliarde kWh diskutiert. Laut Pfemeter wäre diese alles andere als optimal.
Nicht eben rosig Einen Überblick über die internationale Lage bot Jitka Hrbek vom Institut für Verfahrens- und Energietechnik der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU), die die sogenannte „Bioenergy Task 33“ der Internationalen Energieagentur (IEA) leitet. Und die Situation ist nicht eben „rosig“, betonte Hrbek unter Verweis auf den aktuellen Statusbericht der IEA-Organisation.
In den Jahren 2024 und 2025 wurden etliche Projekte insbesondere wegen finanzieller Schwierigkeiten eingestellt, darunter „Bioliq“ am Karlsruher Institut für Technologie. Das Vorhaben diente dazu, aus trockenen land- sowie forstwirtschaftlichen Reststoffen synthetische Kraftstoffe und Basischemikalien zu erzeugen.
Ebenfalls beendet wurde das britische Projekt „Advanced Biofuel Solution“ (ABSL) südlich von Liverpool, mit dem jährlich 8.000
Tonnen biogene Reststoffe in 2,2
Millionen Normkubikmeter synthetischen Erdgases umgewandelt werden sollten. Der Bestand der biomassebasierten KWK beläuft sich in Europa laut Hrbek auf etwa 1.700
Anlagen, deren meiste in Deutschland, Italien und Österreich stehen.
In China wurden laut Hrbek bis dato mehr als 80 große Anlagen zur Umwandlung von fester Biomasse in Biogas errichtet. Manche davon benötigen bis zu 100.000
Tonnen an Rohstoff pro Jahr.
In den USA wiederum waren Hrbek zufolge bis Ende 2024 etliche Projekte in Entwicklung.
Bereits Mitte 2024 war das Projekt Fulcrum in der Nähe von Reno im US-Bundesstaat Nevada an wirtschaftlichen sowie technischen Problemen gescheitert. Dort sollten aus 219.000
Tonnen Bioabfällen mittels des Fischer-Tropsch-Verfahrens jährlich rund 42
Millionen Liter Biokraftstoff erzeugt werden.
// VON Klaus Fischer WENIGER