Wie die Zeitung Vedomosti am 28.
November berichtete, wird in diesem Jahr nach Daten des Zentrums für Preisindizes (CPI) die russische Gasproduktion gegenüber dem Vorjahr um 2
Prozent auf 673
Milliarden Kubikmeter fallen. Im vergangenen Jahr ist sie dagegen um 7
Prozent auf 684
Milliarden Kubikmeter gestiegen. Nach dem Wachstum von 2024 erwartet das CPI in diesem Jahr einen Produktionsrückgang, da die Exporte per Pipeline und per Schiff rückläufig sind.
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Rechnet das russische Ministerium für Wirtschaftsentwicklung nur mit einem Rückgang der Gasproduktion um 0,5
Prozent, erwartet die Internationale Energieagentur einen Anstieg auf 690
Milliarden Kubikmeter Gas für 2025. Jüngst bescheinigte das russische Statistikamt Rosstat eine sinkende Gasförderung von Januar bis Oktober 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von über 3
Prozent auf 540
Milliarden Kubikmeter Gas.
Nachfragerückgang bei russischem LNGDie CPI-Analysten gehen davon aus, dass die Pipeline-Exporte in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr um 4
Prozent auf 114
Milliarden Kubikmeter zurückgehen, und auch die LNG-Lieferungen um 6
Prozent auf 44
Milliarden Kubikmeter sinken. Der Rückgang der Pipeline-Exporte basiert auf dem Transitstopp von russischem Gas über die Ukraine zum Jahresanfang, der zuletzt rund jährlich 15
Milliarden Kubikmeter Gas umfasste.
Sollten sich die Prognosen vom CPI bewahrheiten, ließen sich die weggefallenen Transitmengen vor allem durch höhere Lieferungen nach China über die Gasleitung Kraft Sibiriens und über die Schwarzmeergasleitung Turkstream bis auf eine Lücke von 5
Milliarden Kubikmeter Gas ausgleichen. Zahlen des Brüsseler Thinktank Bruegel zeigen, dass die Europäische Union ihre russischen LNG-Importe in den ersten zehn Monaten dieses Jahres um 8
Prozent auf 14,5
Milliarden Kubikmeter zurückgefahren hat.
Auch China importierte von Januar bis Oktober 2025 weniger LNG aus Russland. Laut chinesischen Zolldaten lagen sie bei 6,3
Millionen Tonnen (knapp 9
Milliarden Kubikmeter Gas). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 6,7
Millionen Tonnen entspricht dies einem Rückgang von 6
Prozent. Den Rückgang in China erklären Medien mit einer schwächelnden Inlandsnachfrage und mehr Gasimporten über Kraft Sibiriens.
Anders verhält es sich mit den LNG-Importen der EU aus den USA. Sie legten Bruegel zufolge in den ersten drei Quartalen 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 23
Milliarden Kubikmeter kräftig zu und betrugen somit 61
Milliarden Kubikmeter LNG. Russische Gasliefermengen konnten folglich durch LNG aus den USA ersetzt werden. Die Vereinbarung zu Energieimporten aus den USA im Rahmen des Zoll-Deal zwischen EU und USA hat sich offenbar ausgewirkt.
Ebenso führten US-Sanktionen gegen die zwei mittelgroßen Produktionsstätten Cryogas-Vysotsk und Portovaya an der Ostsee dazu, dass weniger russisches LNG in europäischen Häfen umgeschlagen wurde. Im vergangenen Jahr importierte die EU 52
Milliarden Gas aus Russland. Kommen in der EU aus den USA bis zum Jahresende weitere 20
Milliarden Kubikmeter LNG hinzu, summiert sich der erhöhte Lieferumfang der USA an die EU in diesem Jahr auf rund 30
Milliarden Kubikmeter LNG. Um wie viel russische Gasbezüge noch zu ersetzen sind, hängt vom Gasverbrauch in den EU-Staaten ab. Mit Blick auf einen steigenden Anteil von erneuerbaren Energien dürfte dieser sich sukzessive reduzieren.
Festhalten an Turkstream Bis zum geplanten Ausstieg der EU aus russischen Energieimporten bleiben die Turkstream-Lieferungen bis Ende 2027 und die LNG-Importe, die nach den jüngsten EU-Sanktionen Anfang 2027 enden sollen, weiter auf der Agenda. Ein Ende von Turkstream-Gas lehnen die Slowakei und Ungarn ab. Ungarns Premier Viktor Orban reiste am 28.
November nach Moskau zu Gesprächen mit Präsident Wladimir Putin, um ihm zu versichern, weiter Energieträger aus Russland beziehen zu wollen.
„In Ungarn sind die Energiepreise heute die niedrigsten in ganz Europa. Das liegt daran, dass wir Zugang zu billigem russischem Öl und Gas haben, das im Vergleich zum internationalen Preisniveau günstig ist“, zitierte „Ungarnheute.hu“ Orban. Nach seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump am 7.
November verkündete er auf einer Pressekonferenz mit ungarischen Journalisten, dass Trump ihm eine fristlose Ausnahmeregelung für russische Gas- und Öllieferungen zugesichert habe. Als Medien hier über eine Jahresfrist berichteten, tat dies Außenminister Peter Szijjarto als Fakenews ab.
Abnehmende Gasexporte schlagen sich zugleich im russischen Haushalt negativ nieder. Aus Angaben des russischen Finanzministeriums geht hervor, dass die Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor in den Monaten Januar bis Oktober 2025 über 21
Prozent im Budget niedriger ausfielen als im Vorjahreszeitraum, und der Anteil an den Haushaltseinnahmen von über 30 auf 25
Prozentgefallen ist.
// VON Josephine Bollinger-Kanne WENIGER