Der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Amprion hat am 8. Dezember bekanntgegeben, die Planfeststellungsanträge für zwei zentrale Abschnitte der Offshorewind-Netzanbindungen Balwin1 und
2 gestellt zu haben.
// VON Georg Eble MEHR...
Damit starten die Genehmigungsverfahren für die 92
Kilometer langen Erdkabel-Strecken zwischen Bösel im niedersächsischen Oldenburger Land und der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen. Die Pläne liegen demnächst online und bei der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr aus. Einwände werden bis Ende Januar 2026 angenommen. Der Baubeginn ist derzeit für Ende 2026
/ Anfang 2027 vorgesehen.
Es sei das vorletzte landseitige Planfeststellungsverfahren für Balwin 1
und
2, teilte ein Projektsprecher von Amprion auf Nachfrage mit. Es fehle sonst nur noch der Abschnitt direkt weiter nördlich von der Küste bis Bösel.
Die
verlustarmen Höchstpannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) Balwin
1 und
2
verlaufen weitgehend parallel. Balwin
1 oder NOR-9.1 soll 2030 bis zu 2.000 MW Windstrom von dem künftigen Windpark „Offshore Wind Four“ auf der Nordseefläche 9.1 ableiten, die RWE im August 2024 ersteigert hatte.
Balwin
2 soll 2031 das Gleiche für die Fläche N-10.1 tun (siehe Karte unten). Allein, für diese Fläche hatte sich in der Versteigerung in diesem August niemand mehr interessiert. Die vier ÜNB hatten daraufhin den Bund zusammen mit den Offshorewind-Verbänden aufgefordert, die für Juni 2026 vorgesehenen Ausschreibungen in die zweite Jahreshälfte zu verschieben und vorher das auf höchste Zahlungsbereitschaft eingestellte Auktionierungssystem auf Differenzverträge (CFD) umzustellen.
Momentan neigen das Wirtschaftsministerium und die Koalitionsfraktionen aber dazu, die geplatzten Flächen N-10.1 und N-10.2 mit zusammen 2.500
MW einfach 2026 nochmal zu versteigern, aber dann als einzige Flächen des Jahres.
Genehmigt ist nur der Abschnitt KüstenmeerBalwin
1 würde den Windstrom von N-10.1 um die reservierte Wasserstoffzone (SEN) und die bestehenden Windparks „EnBW Albatros“, „EnBW Hohe See“ sowie „Global Tech
1“ herum ableiten und sich dann mit Balwin
2 vereinigen und dann noch das teilweise bestehende, teilweise geplante Norderney-Windparkcluster umgehen.
Für diesen Meeresabschnitt bis zur Zwölf-Seemeilen-Grenze, wo das Küstenmeer anfängt, läuft das Plangenehmigungsverfahren für Balwin
1 „seit Längerem“ (wir berichteten) und für Balwin
2 „seit Kurzem“ beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), wie es der Projektsprecher formulierte.
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Der geplante Trassenverlauf von Balwin 1 und Balwin 2 Zur Vollansicht auf die Grafik klicken Quelle: Amprion |
Dagegen gibt es bereits Baurecht des Landes für den Abschnitt im Küstenmeer, wo Balwin
1 und
2 unter der Insel Norderney verlaufen und beim ostfriesischen Hilgenriedersiel an die Küste kommen. Im Südteil von Norderney hat Amprion im Sommer die Bohrungen fürs Erdkabel abgeschlossen, 2026 kommt der Nordteil dran.
In Hilgenriedersiel geht es parallel Richtung Südsüdost weiter bis zum Alfsee nordlich von Osnabrück, wo Balwin
1 nach Osten bis zum Netzverknüpfungspunkt Bohmte-Wehrendorf an der Grenze zu NRW abzweigt. Balwin
2 zweigt beim Alfsee nach Westen und dann nach Süden bis zum NRW-Netzverknüpfungspunkt Westerkappeln ab. Die weitgehend parallele Leitungsführung soll den Aufwand und die Umweltbelastung für die Erdarbeiten minimieren, sagte der Amprion-Projektsprecher.
Ab Westerkappeln soll eine bestehende Leitung bis zu dem 2021 stillgelegten und im Abbruch befindlichen Kohlekraftwerk Ibbenbüren führen. An dessen Standort soll der Konverter stehen, der die Elektrizität aus der HGÜ in Wechselspannung umwandelt.
Die verschiedenen RealisierungstermineUrsprünglich sollten Balwin 1 oder NOR-9-1 sowie Balwin
2 oder NOR-10-1, die, um die Verwirrung perfekt zu machen, ursprünglich Lanwin
1 und
3 hießen, erst 2031 und 2033 fertig werden. Mit der Erweiterung der Offshorewind-Ausbauziele Ende der Groko wurden die Fertigstellungstermine auf 2029 und 2030 vorverlegt. Nach der Vergabe der Gewerke stellte sich dies als unrealistisch heraus, sodass nun 2030 und 2031 angepeilt sind.
Dann sind auch die Konverter fertig, die in den anzuschließenden Windparks Balwin Alpha und Beta heißen, versicherte Amprion diesen Juli. Für die landseitigen Konverterstationen soll 2026 das immissionsrechtliche Genehmigungsverfahren starten; Amprion heißt an den Standorten auch Abwärme-Abnehmer willkommen. „Wir reden insgesamt immer noch von einer vorzeitigen Fertigstellung“, sagte der Projektsprecher dieser Redaktion.
// VON Georg Eble WENIGER