


Allerdings gibt es gravierende Engpässe an den Schnittstellen zwischen den nationalen Gas- und vor allem Stromnetzen. Die grenzüberschreitenden Stromleitungen sollten eigentlich so weit ausgebaut werden, dass jeder Mitgliedsstaat 15 Prozent seines Verbrauchs importieren kann. Nach den bisherigen Planungen wird diese Kapazität 2030 um 41 GW verfehlt. Die Engpässe alleine im Stromnetz verursachten Kosten von mehr als 30 Mrd. Euro pro Jahr, heißt es in Brüssel.
Dagegen will die Kommission jetzt mit einem neuen Ansatz vorgehen. Die Mitgliedsstaaten sollen beim Ausbau ihrer Netze nicht mehr unabhängig voneinander vor sich hinwerkeln, sondern sich an einem gemeinsamen Ausbau-Szenario orientieren.
Acht Energieautobahnen geplant
Kern des zentralen EU-Szenarios sind acht „Energieautobahnen“ – 5 für Strom, 1 für Erdgas, 2 für Wasserstoff –, die vor allem den Südosten und den Südwesten der EU enger mit dem Zentrum des Binnenmarktes verbinden sollen. Deutschland wäre vor allem am Bornholm-Strom-Interkonnektor (nach Dänemark) sowie an den Wasserstoffautobahnen nach Italien und Spanien (über Frankreich) beteiligt.
Mit den Vorgaben aus Brüssel, die alle vier Jahre aktualisiert werden, sollen die Mitgliedsstaaten auf eine „europäische Perspektive für die Infrastrukturplanung“ festgelegt werden. Weil sie grundsätzlich autonom über ihre Infrastruktur entscheiden, hat sich die Kommission eine Reihe von „Instrumenten“ ausgedacht, mit denen sie der „europäischen Perspektive“ auf nationaler Ebene Nachdruck verleihen kann. Es geht vor allem ums Geld, denn gerade die grenzüberschreitenden Projekte scheitern oft daran, dass ihre Kosten und Nutzen unklar sind.
Die Kommission schlägt im Rahmen des European Grids Package einheitliche Verfahren und Methoden vor, um Kosten und Vorteile transparenter zu machen, auch über die unmittelbar beteiligten Länder hinaus. Davon verspricht man sich in Brüssel weniger Streit über die Aufteilung von Kosten und Nutzen. Grenzüberschreitende Projekte von gesamteuropäischem Interesse („PCI“) sollten darüber hinaus gebündelt werden, um Diskussionen über die Kostenteilung zwischen den Staaten zu erleichtern.
Zur Beschleunigung des Netzausbaus will die Kommission unter anderen die Vermutung einführen, dass Leitungen, Speicher und andere PCI einen Beitrag zur Dekarbonisierung und damit zum Naturschutz leisten. Damit könnte die Umweltverträglichkeit einfacher geprüft und ein Projekt schneller genehmigt werden.
Genehmigung über Ländergrenzen von einer Behörde
Die Genehmigung von Infrastrukturvorhaben soll in Zukunft nach einem einheitlichen Verfahren erfolgen und, selbst wenn mehrere Länder daran beteiligt sind, über eine einzige Behörde(„single point“) abgewickelt werden.
Schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren würden auch die Finanzierung von Investitionen in die Infrastruktur erleichtern. Trotzdem will man sich in Brüssel auf eine rein private Finanzierung des Netzausbaus nicht verlassen. Zum Netzpaket gehören deswegen auch 39 Seiten neue „Leitlinien für Differenzverträge“. Sie sollen dafür sorgen, dass die Mitgliedsstaaten Differenzverträge(„CfD“) mit einem „smarten Design“ einsetzen, um den Netzausbau zu fördern.
„Smarte“ CfD sollen ein Dilemma lösen, das durch den Einsatz von Subventionen entsteht. Mit dem Ausbau der Infrastruktur soll ja die Grundlage des Binnenmarktes gestärkt werden. Durch den Einsatz von Subventionen, wird dieses Ziel aber wieder konterkariert. Mit den Leitlinien will die Kommission sicherstellen, dass mehr Leitungen gebaut werden, und zwar dort, wo Investitionen am effizientesten und die Schäden für den Wettbewerb am geringsten sind.
![]() |
| Tom Weingärtner Quelle: E&M |







![]() |
| Beurteilung von Energieinfrastruktur durch Privatpersonen und Unternehmen - Für Vollansicht auf die Grafik klicken Quelle: KPMG |
Auch bei der digitalen Infrastruktur gehen die Bewertungen auseinander. Unternehmen vergeben mit 93 Prozent beim Mobilfunk und 86 Prozent beim Internet deutlich positive Noten. Bürger äußern dagegen Unzufriedenheit mit der Abdeckung. Sie stellen ebenfalls die Kosten in den Vordergrund, während Unternehmen vor allem auf Netzsicherheit und Anbieterdiversität verweisen. Steffen Wagner, Partner bei KPMG und verantwortlich für Transport und Infrastruktur, fordert gezielte Investitionen in Instandhaltung und Modernisierung. Prozesse müssten einfacher werden, damit Ergebnisse im Alltag sichtbarer seien.
Politische Unzufriedenheit
Die unterschiedlichen Wahrnehmungen spiegeln sich in der Zahlungsbereitschaft wider. KPMG berichtet, dass Bürger eher bereit sind, höhere Kosten zu tragen. Rund ein Viertel der grundsätzlich Zahlungsbereiten würde je nach Bereich mehr als zehn Prozent zusätzlich zahlen. Unternehmen dagegen wollen kaum mehr investieren. 80 bis 92 Prozent der zahlungsbereiten Unternehmen würden maximal fünf Prozent zusätzlich aufbringen.
Die Studie beleuchtet auch die gesamtwirtschaftliche Bedeutung funktionierender Netze. 72 Prozent der Unternehmen erwarten bei einer dauerhaft schlechten Infrastruktur steigende Kosten und langsamere Abläufe. Eine Abwanderung planen sie laut KPMG jedoch nicht. Bürgerinnen und Bürger befürchten dagegen politische und gesellschaftliche Folgen. 78 Prozent rechnen mit wachsender politischer Unzufriedenheit.
Hoher Investitionsbedarf
KPMG ergänzt die Umfrageergebnisse um Einschätzungen zum Investitionsbedarf. Das Deutsche Institut für Urbanistik veranschlagt bis 2030 allein im Verkehrsbereich 372 Milliarden Euro. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung erwartet für die Stromnetze bis 2045 Investitionen von 651 Milliarden Euro. Der Großteil entfällt auf Übertragungsnetzbetreiber. Laut KfW müsste Deutschland im Bereich Digitalisierung jährlich 140 bis 180 Milliarden Euro investieren, um international mitzuhalten.
Die KPMG-Studie zur Infrastruktur 2025 steht als PDF zum Download bereit.











Eigentlich sollte Rauhut bis mindestens 31. Oktober 2028 im Amt bleiben. In seiner Sitzung am 22. Mai 2023 hatte der Aufsichtsrat der Mainova die Bestellung Rauhuts als Vorstandsmitglied um fünf Jahre verlängert, wie das Unternehmen damals mitteilte.
Rauhut gehört dem Vorstand der Mainova seit November 2018 an. In dieser Zeit verantwortete sie unter anderem den Vertrieb für Privat- und Gewerbekunden sowie für Wohnungswirtschaft, Kommunen und Geschäftskunden. Zudem lagen die Bereiche Energiedienstleistungen, Smart City, Digitalisierung und IT sowie die Mainova Service Dienste in ihrem Ressort.
Nach ihrem Ausscheiden werden Rauhuts Aufgaben auf die übrigen Vorstandsmitglieder verteilt, heißt es weiter aus Frankfurt. Dem Vorstand der Mainova AG gehören dann Michael Maxelon (Vorstandsvorsitzender), Peter Arnold (Personal) und Martin Giehl (Erzeugung) an.
Rauhut erklärte: „Ich bin sehr dankbar für meine über siebenjährige Vorstandstätigkeit bei Mainova und die fachlich wie persönlich exzellente Zusammenarbeit im Vorstand, im Aufsichtsrat und im gesamten Team.“ Sie freue sich auf neue Herausforderungen.
DIE E&M DAILY ALS PDF LESEN


